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23.04.2024

Die KEG Bayern begrüßt den Modellversuch „konfessionsübergreifender Religionsunterricht (koRUk)“ an 148 Grund- und Mittelschulen in Bayern

Was brauchen unsere Kinder wirklich?

In der aktuellen Bildungsdebatte betont die Katholische Erziehergemeinschaft (KEG) die Bedeutung des Religionsunterrichts und plädiert für eine innovative Neugestaltung, um Gemeinschaft und Toleranz zu fördern. Ein zentraler Vorschlag der KEG Bayern ist, die dritte Religionsstunde nicht zu streichen, sondern als konfessionsübergreifenden Unterricht in die Hände der Klassenleiter zu legen. Ein konfessionsübergreifender Religionsunterricht mit aktuellen Themen rund um Glaube, Religion, Feiertage und Heimat soll Gemeinschaft stiften.

In Bayern ist ein gemeinschaftlicher Unterricht noch die absolute Ausnahme, obwohl er auf Drängen der KEG Bayern während der Pandemie an unseren Schulen gelebte Praxis war und sehr gut angenommen wurde. Leider ist auch im Freistaat die Zahl der Religionslehrer und der getauften Kinder rückläufig. Aber brauchen wir den Religionsunterricht nicht gerade jetzt mehr denn je? Der Religionsunterricht ist öffentlich nach wie vor gefragt und steht vor der Herausforderung, sich angesichts veränderter religionsdemographischer, theologischer und gesellschaftspolitischer Rahmenbedingungen organisatorisch und inhaltlich weiterzuentwickeln. In vielen Bundesländern haben sich bereits kooperative Modelle des Religionsunterrichts etabliert, von denen auch Bayern lernen kann. Konfessionsübergreifender Religionsunterricht ist ein gemeinsamer Religionsunterricht für evangelische und katholische Schülerinnen und Schüler, der gewährleistet, dass die Schülerinnen und Schüler im Laufe des Unterrichts beide konfessionellen Perspektiven kennenlernen und sich mit ihnen auseinandersetzen. „Gerade in der aktuellen weltpolitischen Situation ist das Festhalten am Religionsunterricht wichtig und richtig, aber es kommt auf die Umsetzung an“, betont Martin Goppel, Landesvorsitzender der KEG Bayern.

Die KEG Bayern freut sich über erste kleine Schritte der Weiterentwicklung und fordert mehr. Gerade die im Rahmen der PISA-Offensive medial diskutierte dritte Stunde könnte eine solche Stellschraube sein. Hier könnte man den konfessionsübergreifenden Religionsunterricht in die Hände der Klassenleiter legen und Themen wie z.B. Verfassungsviertelstunde, Persönlichkeitsbildung, aktuelle weltpolitische Herausforderungen, TikTok etc. in einem freien Raum diskutieren. In einer immer heterogener werdenden Welt ist das (Er-)Leben einer friedlichen Gemeinschaft ein wichtiger Schritt und ein Schutzschild für unsere immer mehr bedrohte Demokratie. Wir spalten bereits im Religionsunterricht und an Feiertagen. Dies führt derzeit nicht nur zu einem hohen Aufwand (3-4 Lehrkräfte für ein Fach), sondern auch zu Ausgrenzung. Für die KEG Bayern ist es wichtig, Toleranz vorzuleben und offen für alles und jeden zu sein, um mit aktuellen Themen zu begeistern. Wir können nur Lust auf Werte wie Freiheit, Frieden, Demokratie, aber auch Heimat und Konfession machen, wenn wir diese Werte auch leben.

Ein konfessionsübergreifender Religionsunterricht mit aktuellen Themen rund um unseren Glauben und unsere Weltreligionen, Feiertage, Werte und Heimat schafft Gemeinschaft. Ein Beispiel für eine gelungene Integration von Religion und Gemeinschaftsgefühl liefert Jürgen Klopp, der mit all seinen Spielern in der Kabine unabhängig von deren Konfession ein Vaterunser betet. Dies zeigt, dass es möglich ist, über Religionsgrenzen hinweg Gemeinschaft zu stiften und Toleranz vorzuleben. „Heimat ist dort, wo man sich zu Hause fühlt, wo man die Regeln und Tugenden kennt und sich dafür einzusetzen weiß“, so Landesvorsitzender Goppel und weiter: „Wir müssen niemanden bekehren oder Weihrauch auspacken, aber es ist wichtig, Gemeinschaft, Nächstenliebe, Toleranz und Frieden vorzuleben und eben auch rote Linien zu setzen, denn nur so können wir eine Zukunft in Frieden, Gemeinschaft und Freiheit gestalten.“ 

Der KEG Bayern ist es wichtig, die eigenen Wurzeln nicht zu verleugnen oder zu vergessen. Dazu bedarf es aktueller Unterrichtsmaterialien mit schulspezifischen Themen und Medien. Die Kirchen und die Politik sind in der Pflicht, Beweglichkeit und Modernität zu zeigen und klare Regeln für den Umgang mit dem konfessionsübergreifenden Religionsunterricht zu finden.