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05.06.2025

Ein besonderer Moment der Begegnung, des Innehaltens und der Inspiration: Gemeinsam mit unserem Geistlichen Beirat, Pfarrer Rainer M. Schießler, durften wir auch in diesem Jahr eine bewegende Bergmesse am Senftenberger Felsenkeller feiern.

Bergmesse am Senftenberger Felsenkeller mit Pfarrer Schießler

Düstere Regenwolken hingen über Bamberg, schauerartig fiel Regen in Hirschaid, aber als Pfarrer Rainer Maria Schießler in Gunzendorf am Senftenberg ankam, hatten sich die Wolken weitgehend verzogen. Die Katholische Erziehergemeinschaft KEG Oberfranken, der Zelebrant aus München und mehr als 600 Besucher hatten Glück mit dem Wetter. Die Autos parkten bis in den Ort hinein und der Zustrom der Besucher wollte auch eine Stunde vor dem Beginn nicht mehr abreißen. Voll besetzt war das Kellergelände am Senftenberg, das die Kellerwirtin Katja Obermeier mit ihrem Team für den Gottesdienst hergerichtet hatte. Herzlich begrüßt wurde Rainer Maria Schießler zu Beginn von der Bezirksvorsitzenden der KEG Oberfranken Dr. Cordula Haderlein.

In der diesjährigen Predigt stand Johannes der Täufer aus dem Lukasevangelium im Mittelpunkt. Bei jedem Brief, auch einem persönlichen Brief ist es wichtig und sinnvoll zu wissen, in welchem Kontext, in welcher Situation er verfasst wurde. Bei Lukas war es keine gute und angenehme Lage: Er klagte darüber, dass das Interesse an und die Begeisterung  für den christlichen Glauben immer mehr abebbte, dort, wo Jesus gelebt und gelehrt hatte, wo er gestorben und auferstanden war. Lukas wollte seine Leute aufmuntern, nicht nachzulassen im Glauben an diesen Jesus. Was muss dieser Johannes für eine Persönlichkeit gewesen sein! Er geht in die Wüste, dorthin, wo man normalerweise nicht hin geht, wenn man den Leuten etwas sagen will. In der Wüste sind keine Menschen. Aber die Leute kommen zu ihm, in die Wüste. Er hat eine starke Botschaft: Tragt die Berge ab, füllt die Täler auf, räumt die Hindernisse aus dem Weg, tut was! Und es geht vor allem darum, dass wir das selbst umsetzen und die Aufforderung, selbst mehr Verantwortung zu übernehmen und Initiative zu ergreifen und sich nicht zu sehr auf andere zu verlassen. Wir verlagern unsere Bitten gerne auf andere, auch auf Gott: Lieber Gott, macht du das! „Was habe ich als Schüler zu Gott vor unerträglichen Lateinschulaufgaben gefleht, was hab zu diesen Herrn da oben gebetet: Herr hilf mir, bis ich gemerkt hab, des geht nicht, weil er kein Latein kann! Es hat nicht geholfen. Wenn er es nicht kann, dann muss ich es halt selbst lernen.“ Dann hat’s funktioniert. Das ist etwas humoristisch erzählt das, was Lukas meint: Wir müssen was tun! Versteckt euch nicht im tristen Alltag, in dem ihr drinsteckt, macht was! Den ersten Schritt habt ihr schon getan, ihr seid nicht in die Wüste, sondern auf den Senftenberg. Ihr seid rausgekommen, weil ihr den ersten Schritt tun müsst. Und jetzt fragen die Leute Johannes: Was sollen wir tun? Es kommen keine großartigen Antworten, sondern die einfache Aufforderung: Wer zwei Mäntel hat, gebe einen ab. Wenn einer dein Hemd fordert, gib ihm auch den Mantel. Den Mantel durfte man jemandem nicht wegnehmen, das war der letzte und intimste Schutz vor Kälte und Nacht. Wenn einer dich zwingt eine Meile mitzugehen, gehe zwei mit! Es gab im römischen Reich die Verpflichtung eines jüdischen Bürgers, einem Soldaten seine Last eine Meile tragen zu müssen, wenn dieser ihn darum gebeten hat, aber nur eine Meile! So wurde auch Simon von Cyrene verpflichte, Jesus das Kreuz zu tragen. Tu das, was du tun musst, aber das tue! Jeder an seinem Platz. Bleibe in deiner Pflicht!

Die Menschen fragen: Was sollen wir tun? Zentrale Frage ist: Wie gehen wir miteinander um? In der Diskussion sind die Unsummen Geldes für die Aufrüstung. Wir brauchen dieses Geld, damit wir diese Waffen nicht einsetzen müssen. Leider Gottes funktioniert es nur so, hoffentlich nur aktuell, dass nur die Abschreckung uns den Frieden sichert. Frieden bedeutet all unsere Werte zu sichern, auch die christlichen, geistigen und spirituellen. Nichts wäre uns lieber, wird könnten alle die Billionen, die für Waffen und Rüstung ausgegeben für diese Welt hernehmen könnten, für die Schöpfung und die Menschen. Die Bilder aus dem Gazastreifen, wir können sie nicht mehr sehen, aber wir müssen sie sehen, würde jetzt Papst Leo in Rom sagen, nicht wegschauen, hinschauen. Es ist unsere Welt. Der Heilige Augustinus meinte: Wir sind die Zeit! Das gilt auch für unsere Zeit.

Und in all der Unzufriedenheit mit den Zeitumständen ruft Johannes nicht zur Revolution auf, er sagt: Macht ihr es anders!
Und heute? Es gibt viele Gründe, mit aktuellen Umständen nicht zufrieden zu sein. Es ist wichtig, den Weg der Klugheit zu gehen und nicht den der extremen Lösungen, die keine Lösungen bringen.

Es gab ja die Diskussion über die neue Bundestagspräsidentin, die sagt, die Kirche soll bei ihren Dingen bleiben und z.B. nicht über das Tempolimit reden. Da sind beide Diskussionspartner etwas übers Ziel hinausgeschossen, sowohl sie, als auch die Kritiker. Natürlich redet sie Kirche überall mit, wir machen keine Politik als Kirche. Wir brauchen gute christliche Politiker, wir brauchen Leute, die versiert sind auf ihrem Gebiet und die ihre christliche Grundüberzeugung mit einbringen. Es ist auch bei Tempo 130 so. Wenn es erwiesen ist, dass das zu weniger CO2 Ausstoß führt, dann ist das ein guter Beitrag.  Und damit bin ich wieder bei Johannes, tut das, was in eurer Macht steht!

Aber es gibt keine fertigen Lösungen. Es gibt das Leid und darauf gibt es keine Antwort. Es gibt die Erfahrung der „Gottlosigkeit“. Bei der Befreiung des KZ in Flossenbürg fand man die eingeritzte Inschrift eines Gefangenen: „Wenn es Gott gibt, dann soll er zu mir kommen und mich um Verzeihung bitten.“ Was wir hier am Senftenberg feiern, was wir an Ostern feiern, Tod und Auferstehung Jesu ist die Verzeihung, die Gott uns anbietet. Gott hat nicht nur eine Antwort, er ist die Antwort auf dein ganzes Leben. Was ist das für eine Trost spendende Aussicht.

Das ist der Grund, warum ich Christ bin, das ist der Grund, warum ich nicht verzweifle, das ist der Grund, warum bei allem, was mir da so viel Angst macht in dieser Welt, dass Verrückte an den berühmten Hebeln sitzen, mit denen sie die Welt mit ihren Waffen zerstören können. Ja das macht mir Angst, aber es ist nicht die Angst, die am Schluss siegt. Es ist das Vertrauen, dass Gott bei mir ist, ganz gleich, wie diese Welt sich weiterdreht. Und ich habe das Vertrauen, dass der Mensch wandelbar ist und dass er nicht das Wort, sondern die Tat zum Maßstab seines Handelns macht.  

Gedanken, die es gilt von dem Berg mit hinunter zu nehmen in das Tal des Alltags. Gedanken, die man brauchen kann, wenn man am Boden zerstört ist, wenn man mutlos ist, wenn burnout droht. Jeder soll an seinem Platz das tun, was er tun kann im Interesse der Menschen.

Musikalisch gestaltete den Gottesdienst gekonnt und routiniert von der Blaskapelle Gunzendorf unter der Leitung von Berthold Brütting. Auch die sieben Musiker zeigten ihre Bereitschaft, im kommenden Jahr wieder für den musikalischen Rahmen zu sorgen. Die Kollekte kam auch in diesem Jahr wieder der Renovierung der Senftenbergkapelle zugute. Zum dritten Mal feierte die KEG einen Berggottesdienst im Fränkischen und am Ende des Gottesdienstes waren sich der Veranstalter, die Kellerwirtin, der Zelebrant und die gefragten Besucher einig: Das soll Tradition werden, der Zuspruch bestätigt, dass der Berggottesdienst mit Rainer Maria Schießler auch in den nächsten Jahren stattfinden soll.

Text und Bilder: Winfried Bauer, Ehrenvorsitzender der KEG Oberfranken

Bergmesse (YouTube)