Gertrud Muth im InterviewTitelstory
In unserer Titelstory interviewen wir die erfahrene Erzieherin Gertrud Muth, die ihre wertvollen Einblicke aus über 44 Jahren im Bereich Kindertagestätten teilt.

Gertrud Muth, Erzieherin, Motopädagogin, neurophysiologische Entwicklungsförderin NDT/INPP
Berufliche Tätigkeit: pädagogische Fachkraft in der Heimerziehung sowie 44 Jahre im Bereich Kindertagestätte. Seit 1. September 2024 in der "Probezeit" zur Rentnerin. Mitglied in der KEG seit dem 21. August 1989 und seit 1991 Landesvorsitzende der KEG Hessen.
Was lieben Sie an Ihrem Beruf?
Die Vielfalt und Lebendigkeit! Der Beruf des staatlich anerkannten Erziehers/der staatlich anerkannten Erzieherin ist als sog. Breitbandausbildung konzipiert. Die Vielfalt der Einsatzgebiete ermöglichten mir eine große Spannbreite an Tätigkeitsmerkmalen, Aufgaben und Funktionen: Die Arbeit mit Kindern und Heranwachsenden, die Tätigkeit im Team und mit den Trägern, die Zusammenarbeit mit Familien, die Begleitung von Auszubildenden etc.
Was verbinden Sie mit der KEG?
Mit der KEG verbinde ich die Gemeinschaft und Zusammenarbeit christlicher Pädagogen und Pädagoginnen vom Vorschulbereich, den verschiedenen Schulformen, sozialen Einrichtungen bis hin zu den Hochschulen. Diese wertorientierte und solidarische Zusammenarbeit ist einmalig.
Was brauchen Sie für Ihren Berufsalltag?
Mit Blick auf meine langjährige berufliche Tätigkeit war mir stets die Balance zwischen der beruflichen Tätigkeit, Familie und Freunden, Ehrenamt sowie geistlichen und spirituellen Erfahrungen wichtig. Gemäß dem Motto: „Alles zu seiner Zeit“
Was können Sie Berufseinsteigern empfehlen?
Berufseinsteigern und –einsteigerinnen kann ich Folgendes empfehlen: Sorgen Sie für einen guten Ausgleich zwischen Beruf, Familie und sozialem Umfeld. Nutzen Sie den Besuch von Fort- und Weiterbildungen sowie die Mitgliedschaft in einem Berufsverband. Die Mitgliedschaft in einer Solidargemeinschaft – wie der KEG – gibt Sicherheit, Halt und Unterstützung, nicht nur in Krisenzeiten.
Wo möchten Sie leben?
Ich habe das große Glück, im „Land der offenen Fernen“ leben zu dürfen. Die Rhön, mit ihrer wunderbaren Mittelgebirgslandschaft inmitten von Deutschland, sie ist für mich Heimat. Hier bin ich Zuhause und möchte es auch bleiben.
Was sind Ihre liebsten Romanhelden?
Die Heldinnen und Helden waren und sind für mich oft im Bereich der Jugendliteratur angesiedelt: Momo, Ronja Räubertocher und Liesel aus dem Buch „Die Bücherdiebin“ um nur einige wenige zu nennen.
Was ist Ihr Lieblingsautor?
Auch hier ist die Spanne breit. Von Astrid Lindgren, Cornelia Funke, Miriam Pressler bis hin zu Hermann Hesse, Ewald Arenz, Arno Geiger und Juli Zeh.
Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?
Das vollkommene Glück ist für mich nicht so erstrebenswert. Ich genieße lieber „zahllose Glückchen in handlichen Stückchen“
Was ist Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Da ich von Kindern lernen durfte, im Heute-Hier und Jetzt zu sein, versuche ich jede vor mir liegende Aufgabe als Lieblingsbeschäftigung zu sehen, allen voran die Zeit mit Kindern in der freien Natur. Bei Beschäftigungen, die trotzdem erledigt werden müssen, ist mir hierbei der „Straßenkehrer Beppo“ im Buch Momo von Michael Ende Vorbild: „Man muss an den nächsten Schritt denken, immer nur an den nächsten Schritt …“.
Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten?
Bei meinen Freundinnen und Freunden schätze ich sehr, dass unsere Freundschaften bereits über Jahrzehnte Bestand haben. Die Großzügigkeit, Zuverlässigkeit und das Vertrauen über die verschiedensten Lebensphasen hinweg, zwischen Distanz und Nähe, tun gut und sind wunderbar
Ihre Helden der Wirklichkeit?
Mit Blick in meine Mitwelt zählen zu den Helden und Heldinnen derzeit alle Eltern, die den Alltag zwischen Familie und Arbeitswelt meistern und dabei den Humor und das Lachen nicht verlieren.
Was ist Ihr Motto?
„Das Geheimnis des Könnens liegt im Wollen“ (Giuseppe Mazzini, italienischer Philosoph)
Wie kann man Ihrer Meinung nach die physische und psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen am besten fördern?
Kinder und Jugendliche brauchen zunächst in Familie und sozialen Umfeld verlässliche Bindungen und Beziehungen. Sie brauchen möglichst viele reale Erfahrungsräume, Bewegungsangebote drinnen und draußen, Zeiten des Miteinander und Füreinander: zusammen essen, spielen, diskutieren, gemeinsam etwas unternehmen. Kinder und Jugendliche, die viel Zeit mit der Familie verbringen und sich vom sozialen Umfeld gut unterstützt fühlen, haben laut der aktuellen Copsy-Studie ein fünf- bis zehnmal geringeres Risiko für psychische Probleme.