Ulrike Fischer-Mayerle im InterviewMenschen der KEG

Ulrike Fischer-Mayerle

Ich arbeite seit 32 Jahren als Fachlehrerin in den verschiedensten Schularten: in der Grundschule, der Mittelschule, an der Montessorischule und an beiden Förderzentren in Aichach. Ich war von Anfang an bei der KEG, da mir die starke Werteorientierung und Haltung gut gefallen hat. Auch die Fortbildungsangebote waren immer interessant. Ich bin im Kreisverband und Bezirksverband aktiv. Seit 2023 bin ich stellvertretende Landesvorsitzende. Meine Themenschwerpunkte sind hier Jugendschutz, Dienstrecht, Gewalt an Lehrkräften, Arbeitszeit und Jugendherbergen. Eine spannende Mischung.

 

Das liebe ich an meinem Beruf …

Als Fachlehrerin mit meinen Schülern kreativ zu arbeiten. Denn Kreativität ist Intelligenz, die Spaß macht. Ideen umsetzen und zu sehen, wieviel Freude meinen Schülerinnen und Schülern das praktische Arbeiten macht. Das Entwickeln von technischem Verständnis, das Kennenlernen unterschiedlicher Werkstoffe und Werkzeuge, die Förderung der Feinmotorik. Im Fachunterricht wird die Grundlage des Handwerks von morgen gelegt. Das ist eine wichtige und zukunftsweisende Aufgabe.

Das brachte und bringt mich manchmal zum Verzweifeln:

In drei und mehr Schulhäusern in einem Schuljahr zu arbeiten. Das hält vom Stresslevel keiner lange durch. Zu große Gruppen im Fachunterricht und fehlende Arbeitsplätze. Hier leiden neben der Fachlichkeit auch Schüler und Lehrkräfte.

Darüber kann ich mich freuen:

Wenn meine Schülerinnen und Schüler mir stolz erzählen, dass sie einen Ausbildungsplatz im Handwerk gefunden haben. Das schafft eine gute berufliche Basis und zeigt, dass die Freude am Tun da ist.

Bei meiner bildungspolitischen Arbeit in der KEG verfolge ich …

... eine Verbesserung der Strukturen, ein Vereinfachen und Verschlanken, frei nach dem Motto, „Bringt das was oder kann das weg?“. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir den Prozess nicht so zäh vorgestellt. Ein großes Thema ist Gewalt an Schulen. Das trifft nicht nur Mitschüler, immer öfter sind auch Lehrerinnen und Lehrer betroffen. Das klar anzusprechen, das Thema Gewalt aus der Tabu-Ecke zu holen und konkrete Hilfen anzubieten, die dann ja schnell erfolgen müss(t)en. Die Handreichung des ISB dazu ist ein erster Baustein. Eine verpflichtende Meldung mit anschließendem Hilfsangebot ist notwendig. Hier können wir uns bei anderen Beamtengruppen gute Beispiele ansehen. Die Polizei hat beispielsweise hier ein Hilfssystem für betroffene Kolleginnen und Kollegen, das sofort abrufbar ist. Das wünsche ich mir im Schuldienst auch. Ein anderes Thema, das immer drängender wird, ist die Arbeitszeit. Die Aussage des Bundesarbeitsministers war klar, auch bei der Erfassung der Lehrerarbeitszeit gibt es keine Ausnahme. Nur, wann wird es umgesetzt? Hier würde endlich belegt, dass viele schon über dem Limit arbeiten. Wir brauchen dringend eine Erfassung der geleisteten Stunden. Die Zeit nur am gehaltenen Unterricht zu messen ist mit der Aufgabenschwemme nicht mehr vereinbar. Zusätzliche Aufgaben, Teamsitzungen, Fortbildungen, Projekte, größer werdende Lerngruppen, all das kostet Arbeitszeit. Die Erfassung dieser Zeit, eine Umstrukturierung und auch das Hinterfragen und Weglassen von Aufgaben wird einen wesentlichen Teil zur Verbesserung der Lehrergesundheit beitragen. Auch hier gilt, solange wir nichts verändern, wird sich nichts verändern.

Wenn ich mir etwas wünsche dürfte:

Die Umsetzung der Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte, gerne über eine App wie in der Schweiz, eine verpflichtende Gewaltstatistik für den Schulbereich und eine gut funktionierende digitale Ausstattung für alle.

Ich engagiere mich politisch, weil …

... politisches Engagement keine bloße Option ist, sondern für mich eine moralische Verpflichtung.

Meine Lieblingsbeschäftigungen:

Lernen, besonders über Onlinekurse, Kino- und Museumsbesuche, Stöbern in Archiven, Herstellen von Posamentenknöpfen und meine Hühner. Lesen und Schreiben von Rezensionen gehört dazu, wie auch das Anhören des Podcasts „Streitkräfte und Strategien“, den ich sehr spannend finde. Für alle Arbeiten die digitalen Lösungswege prüfen und ausprobieren – das mache ich ebenfalls gerne. Es ist überraschend, wie viele Anwendungen es schon gibt, die darauf warten von uns entdeckt und genutzt zu werden.

Mein Motto:

Menschen, die verrückt genug sind zu denken, sie könnten die Welt verändern, sind diejenigen, die es tatsächlich tun.” – Steve Jobs