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23.02.2024

Die KEG Bayern schließt sich der Kritik vieler Lehrerverbände an, unterstreicht die Bedeutung des bestehenden und bewährten bayerischen Schulsystems und warnt vor einem Ausbluten der Mittelschulen!

Sollen Mittelschulen nun nur noch Integrations- oder Inklusionsschulen werden?

KEG-Vorsitzender Martin Goppel ist von der zentralen Bedeutung der Mittelschulen im differenzierten bayerischen Bildungssystem überzeugt. Bayern hat mit unseren Mittelschulen eine elementar wichtige Säule, die durch die jüngste Entscheidung von Kultusministerin Stolz geschwächt wird. Eine gute Schule zeichnet sich nicht nur durch eine hohe Unterrichtsqualität aus, sondern auch durch ein Angebot an kreativen und fächerübergreifenden Aktivitäten wie Theater und Sport, Sprach- und Musikunterricht und Exkursionen, die vor allem an unseren Mittelschulen angeboten, aber immer mehr gekürzt werden. Eine gute Schule ermuntert die Eltern auch, sich aktiv am Schulgeschehen zu beteiligen. Durch die jüngst formulierte Entscheidung werden Eltern in der Grundschule nun noch mehr dazu ermuntert ihr Kind auf eine andere weiterführende Schule zu schicken. Das Klassleiter Prinzip, die individuelle Förderung durch unsere engagierten Förderlehrkräfte, der praxisorientierte Unterricht durch unsere Fachlehrkräfte, die Berufsorientierung und die vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten für unsere Jugendlichen sind elementare Bestandteile des Erfolgsrezepts der Mittelschule in Bayern.

Nun will das Bayerische Staatsministerium ab dem kommenden Schuljahr den Start von Wirtschaftsschulen ab der 5. Jahrgangsstufe erproben und damit möglicherweise den Anstoß geben, dass vor allem Kinder und Jugendliche mit Inklusionsbedarf oder Migrationshintergrund die Mittelschule besuchen, da leistungsstarke Schülerinnen und Schüler hier bewusst wieder geradezu aufgefordert werden, die Mittelschule zu verlassen. Fakt: Nach dieser Entscheidung scheint klar zu sein, dass unsere Politik unsere wichtigen Mittelschulen in Zukunft als Integrations- und Inklusionsschulen sehen will, denn nach der Abwanderung der leistungsstarken Schülerinnen und Schüler an die Wirtschaftsschulen wird die Heterogenität an unseren Mittelschulen noch größer werden. Diese Entscheidung ist ein Rückschlag für unsere Fach-, Förder- und Mittelschullehrkräfte, die tagtäglich das Beste aus unseren Kindern und Jugendlichen herausholen.

Es ist schon fast ein Hohn, dass den Kindern ab der 5. Jahrgangsstufe mit der Wirtschaftsschule als berufsBILDENDE Schule und Berufsschule - gemäß Art. 14 des Bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetzes - eine kind- und jugendgerechte Entwicklungsphase genommen wird. Ein berufsbildendes Angebot ab Jahrgangsstufe 5 wird von der KEG Bayern klar abgelehnt. Die Mittelschule zeigt seit langem, wie man BerufsORIENTIERUNG par excellence macht - und zwar ohne die Kinder und Jugendlichen zu überfordern. Wir brauchen mit der Wirtschaftsschule ab der 5. Schulstufe KEINE schlechte Kopie unserer erfolgreichen Mittelschule.

Wirtschaftsschulen sind spezialisierte Bildungseinrichtungen und unterscheiden sich von allgemeinbildenden Schulen wie Realschulen, Gymnasien und Mittelschulen. Die Entscheidung für einen wirtschaftlich orientierten Bildungsweg sollte nicht bereits nach der vierten Klasse unter Druck getroffen werden. Vielmehr sollte aus unserer Sicht der Übergang in eine Wirtschaftsschule in der 6. oder 7. Klasse erfolgen, wenn sowohl das Kind als auch die Eltern sich bewusst für diesen Weg entscheiden.

Alle Ressourcen, die in die Entwicklung und Gestaltung neuer, ergänzender Bildungsangebote fließen, müssen adäquat in die bestehenden und bewährten Systeme, also in Differenzierungs- und Förderangebote investiert werden, denn nur so kann der hohe Qualitätsstandard in Bayern gehalten werden.

„Die Mittelschulen müssen endlich wieder in den Mittelpunkt unserer Bildungspolitik rücken. Denn dort werden unter anderem unsere zukünftigen Handwerker und Ingenieure ausgebildet, die später unsere Häuser, Dächer und Heizungen reparieren“, forderte Goppel deutlich nach den jüngsten Entscheidungen von Kultusministerin Stolz.