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07.10.2022

Die aktuelle Belastung des Kita-Personals schreit nach Lösungen

Die Situation an bayerischen Kitas in weiten Teilen untragbar

Die Personalnot in den Kindertageseinrichtungen in Bayern ist kurz nach der Sommerpause so groß, dass Gruppen schließen oder die Betreuungszeit verkürzt wird. Die Lage in unseren bayerischen Kitas ist sehr ernst. Denn es fehlt nicht nur an Plätzen, es fehlt an Räumen, es fehlt an Geld und vor allem an Fachkräften. In einem ministeriellen Schreiben an Kommunen und Kita-Träger hatte zudem in der Sommerpause das Sozialministerium angeregt, die Experimentierklausel des Kinderbildungs- und Betreuungsgesetzes auszunutzen. Es sollen schnell neue Plätze geschaffen werden, dies etwa durch größere Gruppen in Großtagespflegen und Mini-Kitas sowie neue, an Kitas angegliederte Gruppen. In neuen „Einstiegsgruppen" etwa könne „auch die Oma betreuen oder jemand, der den Job gerne macht", sagte Staatsministerin Ulrike Scharf. Diese Aussage suggeriert, erziehen kann jeder!

Die KEG fordert die Regierungen auf, endlich Lösungen zu präsentieren. Die KEG Bayern schlägt einige Punkte vor, die Erleichterung schaffen können:

  1. Das Ausbildungskonzept überarbeiten. Eine Veränderung des Ausbildungssystems – vor allem im Bereich der Hilfskräfte – in ein duales oder modulares System wäre seitens der KEG eine gut geeignete Alternative.
  2. Anerkennung von Fort- und Weiterbildungen. Zusätzliche Qualifikationen bzw. Aus- & Fortbildungen müssen sich in Zukunft positiv auf das Gehalt auswirken und einen systematischen Aufbau und Zugang vorweisen. Das bedeutet, Aus- und Weiterbildung sowie ein Studium müssen sich lohnen und dadurch ergibt sich eine deutliche Abgrenzung zwischen Fachpersonal und Hilfskräften.
  3. Endlich müssen die Rahmen- und Arbeitsbedingungen verbessert werden. Die Attraktivität des Berufsbildes muss dauerhaft durch eine bessere personelle, räumliche und sachliche Ausstattung gestärkt werden. So muss die Ausbildung grundsätzlich vergütet werden.  Dringend nachzubessern ist im Bereich der Fort- und Weiterbildungen. Auch eine Anpassung der vertraglich fixierten Leitungszeit an den tatsächlichen Bedarf kann eine Lösung sein. Zusätzlich braucht es eine echte Entlastung der Kita-Leitungen bei Verwaltungsaufgaben.
  4. Eine wichtige Stellschraube ist und bleibt aber weiterhin das Gehalt. Fakt ist heute: Jeder vierte Berufsanfänger steigt aus dem Beruf des Erziehers wieder aus. Die KEG weist seit vielen Jahren auf die laufende Abwanderung aus dem Berufsfeld der Erzieher und Erzieherinnen hin. Eine Anhebung des Gehalts würde hier gegenwirken.
  5. Ein Aufbau multiprofessioneller Teams (Therapeutinnen und Therapeuten, Psychologinnen und Psychologen, medizinisches Fachpersonal, Sozialpädagoginnen und -pädagogen) ist dringend notwendig, um Inklusion, Integration, Partizipation und die insgesamt immer höheren Anforderungen an das System Kita bewältigen zu können. Zur Entlastung bei nicht-pädagogischen Aufgaben sind zudem Verwaltungs- und Hauswirtschaftskräfte einzubeziehen.

Die „Frühe Bildung“, zu der auch heute mehr denn je unsere bayerischen Kindertageseinrichtungen gehören, sind in unserer heutigen Leistungsgesellschaft nicht mehr wegzudenken. Nach Meinung von Sonja Reichart, Mitglied des Landesreferats Sozialpädagogik der KEG Bayern, benötigen unsere Kitas dringend mehr Unterstützung, damit in Bayern „Frühe Bildung“ auch gelingen kann!