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07.09.2022

Lehrkräftemangel an Mittelschule verschärft sich

KEG Bayern besorgt – die Mittelschule strauchelt

Im kommenden Schuljahr werden an allen Grund- und Mittelschulen Stunden gekürzt. Arbeitsgemeinschaften oder wichtiger Förderunterricht werden bereits vor Schulstart ersatzlos gestrichen. Ebenso die Deutsch-als-Zweitsprache-Stunden für Schüler, die dringend Sprachförderung bräuchten. Zudem macht sich der Lehrermangel in ganz Bayern bei der mobilen Reserve bemerkbar. Auf die Kürzung von Unterrichtsstunden heißt es vom Bayerischen Kultusministerium (auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks): „Vorübergehende Einschränkungen im Randbereich der Stundentafel können in einzelnen Landkreisen nicht völlig ausgeschlossen werden.“ Diese vorübergehende Einschränkung wird sich für die Grund- und Mittelschulen jedoch länger hinziehen. Die Bayerische Lehrerbedarfsprognose des Kultusministeriums (KM) von Juli 2022 zeigt sehr deutlich auf, dass gerade an diesen Schularten Lehrkräfte fehlen. Pensionierungen, Kündigungen, vorübergehende Beurlaubungen oder Stundenreduzierungen von Lehrkräften, zum Beispiel wegen Elternzeit oder Überlastung, haben zur Folge, dass an den Grund- und Mittelschulen in den nächsten Jahren ein beträchtlicher Lehrkräftebedarf bestehen wird.

Besonders hart trifft es die Mittelschulen. In der vergangenen Woche hatte das Ministerium über die sieben Bezirksregierungen die Schulbehörden mittels eines Briefes über die Probleme informiert. Fakt: Bis 2032 fehlen an den bayerischen Mittelschulen weitere 5000 Lehrkräfte. Das Kultusministerium in München spricht offiziell von möglichen „punktuellen Einschränkungen bei Wahl- und Neigungsangeboten“. Aber ausgerechnet diese Stunden mit lebensnahem und berufsbezogenem Lernen kommen den Interessen und Lernweisen handwerklich begabter Mittelschülerinnen und -schüler entgegen. „Belastbare Angaben, wie sich die Unterrichtsversorgung zu Beginn des Schuljahres darstellen wird, sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich“, so das KM. Staatsminister Piazolo verweist zudem darauf, dass es bundesweit schwierig sei, Lehrkräfte zu finden. Das zeigt sich besonders in der Mittelschule und hier muss investiert werden, denn bereits vor Schulstart sind sehr viele Mittelschulen am Limit.

Die KEG Bayern warnt bereits seit vielen Jahren vor diesem Szenario. „Es muss dringend in die Attraktivität des Lehramts Mittelschule (Eingangsbesoldung A13 für Grund- und Mittelschullehrkräfte) investiert sowie dessen Studium attraktiver gestaltet werden“, fordert Ulrike Neiser, stellvertretende Landesvorsitzende der KEG Bayern. „Unser Ziel muss ein flexibles Lehrerbildungsmodell mit gleichgewichteten Studiengängen aller Lehrämter sein, insbesondere vermehrte Praktika explizit an der Mittelschule, um eine sichere Berufswahl für starke Lehrerpersönlichkeiten und eine starke Mittelschule zu gewährleisten. Und das muss schnell geschehen, denn auch im kommenden Jahr sind an den Mittelschulen zu viele nicht grundständig ausgebildete Mittelschullehrkräfte beschäftigt, Tendenz steigend“, warnt Neiser.

Diesbezüglich verweist die KEG Bayern auf die bereits dem Bayerischen Kultusministerium vorgestellte Idee zur Ausbildung von „pädagogischen Helferinnen und Helfern in Schule und Unterricht“ (PHiSch). Mit dieser Maßnahme können Lehrkräfte entlastet, der Lehrkräftemangel in Grund-, Mittel- und Förderschulen nachhaltig entschärft werden. Zu überlegen wäre diesbezüglich auch eine Umbuchung der offenen Finanzen des Digitalpakts Schule. Dem Freistaat Bayern standen im Digitalpakt gut 778 Millionen Euro zur Verfügung, bis Ende März 2022 waren 166,1 Millionen Euro bewilligt. Tatsächlich überwiesen wurden nur 23,6 Millionen Euro. Faktisch würden noch 750 Millionen Euro zur Verfügung stehen, die unser Bildungssystem gut an anderer Stelle, z. B. in der Personalausstattung, vertragen könnte.

„Unser gemeinsames Anliegen ist es, gerade unsere Mittelschulen mehr in den Fokus zu rücken, deren Lehrkräfte verstärkt zu entlasten und Nachwuchs zu generieren, um diese Schulart und damit das differenzierte Schulsystem zu stärken“, fasst Walburga Krefting, Landesvorsitzende der KEG Bayern, zusammen.