Die Schule im WandelWie sieht die Schule im Jahr 2025 aus, was werden wir dann unterrichten und wie? Was ändert sich, was bleibt? Mit Staatssekretär Dr. Markus Richter denken wir Schule als Organisationseinheit weiter.
Interview: Martin Goppel
Schule weiter denken ist das Kernthema dieser Ausgabe. Schulleiter, Lehrkräfte und Pädagogen waren in den letzten Monaten im Homeoffice bzw. im Distanzunterricht sehr kreativ und haben alle möglichen Wege gesucht, um mit ihren Kindern im Kontakt zu bleiben. Online-Konferenzen, Guten-Morgen-E-Mails, Postwurfsendungen oder auch der Einsatz von digitalen Werkzeugen sind zum Alltag geworden. Aber viele Lehrkräfte kamen auch an ihr Limit – ob es der eigene Laptop war, die Internetverbindung oder auch die Schule selbst. Grund genug, die Organisation Schule weiterzudenken. Wie sieht die Schule im Jahr 2025 aus, was werden wir dann unterrichten und wie? Was ändert sich, was bleibt? Im Interview mit Staatssekretär Dr. Markus Richter denken wir Schule als Organisationseinheit weiter. Herr Dr. Richter ist Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat sowie Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik.
Herr Dr. Richter, die Bundesrepublik Deutschland hat Kriege überstanden, Finanzkrisen erlebt ... Wo steckt heute der Mut? Sind wir zu bequem geworden? Wie müssen wir mit dem Blick auf unser Kernthema „Schule weiterdenken“ zukünftig agieren?
Krisenzeiten sind besondere Zeiten und erfordern auch besondere Antworten. Eine Krise ist die ideale Gelegenheit sich selbst zu reflektieren. Feste Strukturen haben stets gut funktioniert, wenn sie in geplantem Maße in Anspruch genommen wurden. Allerdings, wenn dann unvorhergesehen Nutzerzahlen plötzlich stark schwanken, gab es immer Herausforderungen, die wir dann gemeinsam gelöst haben. Ob damals mit den Flüchtlingen oder nun bei der Digitalisierung. Solche Situationen zeigen Handlungsbedarfe auf, dener man sich früher nicht bewusst war. Klar ist, dass wir jetzt wachgerüttelt werden. In solchen Zeiten hat Verwaltung auch immer gezeigt, dass sie in Krisen Halt gibt, Entscheidungen trifft und oft mutig nach vorne geht. Wir müssen das Gelernte jetzt aktiv umsetzen – gerade mit Blick auf die Pandemie. Unsere Bevölkerung erwartet, dass wir räumliche Diskrepanzen durch neue Technologien sicher und vertrauenswürdig überbrücken können und damit Teilhabe ermöglichen. Teilhabe am Leben, an der Verwaltung, der Bildung, der Wirtschaft oder auch im religiösen Bereich. Es ist also essentiell, dass digitale und vertrauenswürdige Lösungen als Hilfestellungen bereitgestellt werden, damit diese Teilhabe auch nachhaltig möglich ist. Vor diesem Hintergrund haben wir ein großes Arbeitspaket vor uns, das wir beherzt angehen. Wir wollen dabei das Internet weiterhin als freien Raum bewahren. Die Sicherheit und der Schutz des Menschen müssen von uns gewährleistet und sichergestellt sein. Auf europäischer Ebene haben wir daher im Dezember 2020 eine Verständigung im Rahmen unserer EU-Ratspräsidentschaft getroffen und haben damit die Grundlagen und Werte der Digitalisierung in Europa beschrieben. Beeindruckend ist, dass sich alle 27 Mitgliedsstaaten auf ein gemeinsames Werteverständnis geeinigt haben. Wir, also alle EU-Staaten, wollen Menschen dabei helfen, die Digitalisierung wertebasierend zum eigenen Vorteil zu nutzen. Die Menschenrechte stehen dabei im Vordergrund. Wir haben dies gemeinsam beschrieben, damit wir nun Regelungen treffen, um den freien Raum im Internet zu erhalten und unsere Bürgerinnen und Bürger besser zu schützen. Denn es gibt große Firmen, Institute und Staaten, die andere und ganz eigene Ziele verfolgen. Mit dieser sogenannten Berliner Deklaration haben sich alle Mitgliedsstaaten auf dieses Werteverständnis geeinigt und dies wird uns bei Entscheidungen leiten.
Was sind dann Ihrer Meinung nach die zukünftigen Themen der Schulen und wie könnten diese im Jahr 2025 organsiert sein? Was wird sich verändern?
Die Digitalisierung wird viel weniger technisch bestimmt als vielmehr durch Menschen vorangetrieben. Die Schule nimmt dabei eine maßgebliche Rolle ein. Wir müssen mit viel Gestaltungskraft Schulsysteme weiterentwickeln und weiterdenken, denn viele lernen gerade zum ersten Mal in der Schule neue digitale Werkzeuge und Möglichkeiten kennen. Es gibt heute sehr gute Tools zur Kollaboration. Wie hilfreich kann es sein, Muttersprachler in den Französischunterricht online zuzuschalten oder im Geschichtsunterricht Originalstätten virtuell zu besichtigen. Wir müssen mit Blick auf die Schule 2025 stärker bedenken, dass wir schon heute in der Arbeitswelt mehr cross-funktional arbeiten. Wir sind noch zu stark in Silos unterwegs – ob in der Bildung oder im Verwaltungsbereich. Das bricht aktuell mehr und mehr auf. Wir bringen weiter zunehmend Teams mit unterschiedlichen Professionen zusammen, um somit schneller Wissen zu bündeln und schneller Entscheidungen treffen zu können. Diese Fähigkeit sollte für die Schule 2025 stärker adressiert werden. Deswegen muss nicht gleich der ganze Bildungsplan über Bord geworfen werden. Wir sollten aber die Methoden weiterentwickeln. Ich bin davon überzeugt, dass wir die verschiedenen Fächer ein Stück weit vermischen und ganzheitlich adressieren sollten. Der Geschichtsunterricht kann zum Bespiel in Englisch gehalten werden und dort Team- oder Workshoparbeit mit Inhalten aus dem Englischen und der Geschichte vorgesehen werden. Auch das Thema Scrum als Methode der Agilität sollte in der Bildung verortet werden, da dies die Arbeitswelt von morgen erfordert. Wenn man frühzeitig und in einem sicheren Umfeld die Techniken der gängigen Arbeitsweisen vermittelt, gibt dies den Lehrkräften sowie den Schülern und Schülerinnen Orientierung. Bei der Digitalisierung der Schule geht es also nicht um das Verteilen von Tablets. Es geht um ganzheitliche und gesellschaftliche Ansätze der Wissensvermittlung und die Weitergabe von Werten, die auch in eine digitale Welt gehören. Das muss in unserem Bildungssystem stärker als bisher verordnet werden. Mittels Blended Learning kann ich dies mit spielerischen Elementen in klassischen Unterrichtsformen ergänzen. Mir ist bewusst, dass der unmittelbare Kontakt – also bei dem der unmittelbare Kontakt zu Lernenden gegeben ist – wichtig ist. Dennoch ist es wichtig, digitale Lösungen und hybride Lernstrukturen zu integrieren, auch jenseits der spezifischen Corona-Situation. Digitalisierung ist also nicht die Aufgabe der IT-Lehrkraft, sondern von jedem.
„Made in Germany“, Sicherheit und Verlässlichkeit, galt auch in unserer Bildung. Es scheint so, dass dies bei der Digitalisierung nun ausgeklammert wird. Warum nimmt man scheinbar die (digitale) Sicherheit nicht mehr ganz so ernst?
Es gibt eine Bildungsoffensive. Von Bundesseite aus wird dabei ein Ökosystem der Bildungsplattformen befürwortet und angestrebt. In den Bundesländern entstehen Lernplattformen, die zu einem großen Teil in Deutschland kreiert worden sind und auch der DSGVO entsprechen. Nun gilt es, diese Systeme miteinander über Bundeslandsgrenzen hinweg zu vernetzen und um Themen wie der Weiterbildung zu ergänzen. Es soll eine offene Plattform generiert werden, auf der sich verschiedene Bildungsangebote wiederfinden. Ich bin überzeugt davon, dass das die richtige Richtung ist, um unser Bildungssystem smarter zu machen. Natürlich sehe ich die dringende aktuelle Not. Ich sehe aber auch mit welcher Kreativität und mit welchem Wertebewusstsein seitens der Lehrkräfte gearbeitet wird, um diese Situation zu meistern. Die Schule meines Sohnes hat beispielsweise innerhalb von 14 Tagen einen vollwertigen Onlineunterricht implementiert und den normalen Stundenplan digital umgesetzt, einschließlich Sportunterricht und allen anderen Fächern. Das war großartig und macht Mut. Aber eines ist klar: Bevor man ein digitales Werkzeug in die Hand nimmt, muss man sich der Risiken bewusst sein. Es gibt Belehrungspflichten im Rahmen der DSGVO und Vorgaben, die Schutz bieten. Wenn jemand Werkzeuge einsetzt, bei denen die Datenhaltung zum Beispiel in China oder Amerika erfolgt, für den ergeben sich besondere Herausforderungen, so auch die jüngste Rechtsprechung. Jedem sollte daher die Sensität der jeweils anfallenden Daten bewusst sein. Wir sprechen hier über die digitale Souveränität. Hier geht es darum, nicht einzelne Anbieter zu verbieten, sondern um die Schaffung von mehr Optionen und um die Befähigung eine Auswahl zu treffen. Kritische und persönliche Gespräche mit Schülerinnen und Schülern führen per Video zu kritischen Daten. Nutzende sollten in der Lage sein, das zu erkennen und dann souverän damit umzugehen. Ein Grundverständnis von genutzten Tools gehört dazu. Diese Souveränität gilt es nicht nur für Behörden anzustreben, sondern für den Menschen selbst. Dazu gehören die Technik, das Bewusstsein, die Sensibilität und die Fähigkeit auch damit umzugehen.
Die Daten der Kinder sind die wertvollsten Daten Deutschlands. Wie werden diese seitens der Bundesregierung geschützt? Was hat man hier vor? Wo liegt die Herausforderung?Kommt das auch bei den Schülerinnen und Schülern
Wir stehen vor der Herausforderung, dass wir digital einen genauso sicheren Raum schaffen wollen, wie wir es in der analogen Welt anstreben. Deutschland ist eines der sichersten Länder der Welt. Dieses Know-How setzen wir digital ein. Beispielsweise benötigen wir sichere elektronische Identitäten, so wie wir es im analogen Raum mit dem Personalausweis gewohnt sind. Dort sind wir es gewohnt, uns analog auszuweisen, wenn wir zum Beispiel Reisen in einem Reisebüro buchen oder unser Alter beim Kauf von Alkohol nachweisen. Sowas ähnliches benötigen wir auch in digitalen Welten. Es bedarf einer fälschungssicheren digitalen Lösung, die ein hohes Vertrauen genießt. Wir haben dieses Thema im Bundesministerium priorisiert und wollen in den nächsten zwölf Monaten deutliche Fortschritte erreichen. Es gibt ja heute schon den Online-Ausweis, der mit dem Personalausweis verbunden ist. So ist es heute schon möglich, mit der AusweisApp2 und dem Personalausweis eine elektronische Identität für viele Anwendungsfälle zu nutzen. Die AusweisApp2 kann ich übrigens in jedem gewöhnlichen App-Store herunterladen. Aufbauend auf dieser Kernidentität wollen wir ein Ökosystem der Identitäten kreieren und zusammen mit der Wirtschaft Anwendungsfälle beschreiben und umsetzen. Natürlich geht es auch darum, den Zugang zu Bildungsplattformen zu managen. Wenn ich als Schüler mich zukünftig dort anmelde, wird mir eine bestimmte Rolle und werden mir entsprechende Rechte zugeordnet, die zu meiner digitalen Identität passen. Vor genau diesem Hintergrund ist es wichtig, Identitäten digital anzubieten, um Dokumente wie bspw. ein Zeugnis fälschungssicher zuzuordnen und abzuspeichern. Übrigens wird der digitale Personalausweis durch Corona viel mehr genutzt als zuvor. Das ist der Pandemie geschuldet, zeigt aber auf, dass es hilfreich ist, dieses Ziel weiter zu verfolgen.
Behörden sollen zukünftig durch die Digitalisierung agiler strukturiert werden. Denkt man diese Neu-Strukturierung aus Sicht des Mitarbeiters (Lehrkraft), des Bundeslandes (Behörde), aus der Sicht Deutschlands oder auf EU-Ebene?
Genau hier würde ich mir manchmal noch ein bisschen mehr Mut wünschen, die neuen Anforderungen der Arbeitswelt in den Alltag der Schulen einfließen zu lassen. Zudem gehen heute die Themen Bildung und Digitalität über die deutschen Grenzen hinaus. Wenn man die Sprachen und auch andere Fachinhalte betrachtet oder die Art und Weise, wie unterrichtet wird, können wir von Nachbarländern lernen. Andere Länder, u.a. die skandinavischen, haben tolle Ideen, wie aktuelle Arbeitstechniken in die Bildung integriert werden. Ich will hier keine curriculare Diskussion aufmachen, aber ich denke an der einen oder anderen Stelle sollten wir das Wagnis eingehen, gerade mit Blick auf die Anforderungen, die auf die Kinder in der Zukunft warten.
Welche Rolle spielen KI-System und virtuelle Räume in der Schule der Zukunft?
Aus meiner Sicht ist es essentiell, dass man keine Angst vor neuen Angeboten hat (ob KI, Algorithmen oder Tablets), sondern versucht, diese neuen Möglichkeiten als Assistenzsystem im Unterricht zu nutzen. Dazu muss ich ein rudimentäres Verständnis aufbauen, wie solche Systeme gebaut sind und wie sie funktionieren. Ich sage nicht, dass man zu einem IT-Spezialisten werden muss, aber ich muss mich ein Stück weit darauf einlassen. Man sollte sich als Lehrkraft die Frage stellen, wie kann ich diese neue Technik in meinen Unterricht einbauen und was will ich damit vermitteln. Aus meiner Sicht ist es auch wichtig, dass das nicht nur die Lehrkräfte verinnerlichen, sondern dass das in Zukunft auch Lerninhalt wird. Es ist nicht erforderlich, dass jedes Kind programmieren kann, aber ein Verständnis dafür zu haben, was hinter dem Bildschirm stattfindet und was Algorithmen sind, wäre hilfreich für die Zukunft. Tablets oder Smart Watches erleichtern es, dieses Wissen aufzusaugen, weil sie spielerisch den Unterricht erweitern. Ich sehe diese Entwicklung positiv. Schülerinnen und Schüler wie auch die Lehrkräfte brauchen die Bereitschaft, diese neuen Möglichkeiten anzunehmen. Denn KI wird zukünftig wahrscheinlich die Wissensvermittlung noch viel stärker unterstützen. Die Lehrkraft nimmt als Bindeglied zwischen diesen Dimensionen eine wichtige Rolle ein.
Manche Sinne wie der des Geruchs und des Geschmacks werden in der digitalen Welt abgeschnitten. Wie sehen Sie das und hat nun der Schulgarten als „Digital-Detox“ eine Renaissance?
Absolut, so ist es. Wir brauchen Räume der realen Begegnung, zum Beispiel in der Schule und dem Schulhof. Ob im Schulkontext oder auch in der Religion, diese Räume sind wichtig, um soziale Bindungen mit den Sinnen zu stärken – was wir aktuell sehr vermissen. Die Frage des „Sich-Riechens“ kommt aus dem Sozial-Gefüge, wir brauchen den Menschen. Ich glaube, das ist heute wichtiger denn je. Wir alle sind gerade in Isolation und sehnen uns genau danach und auch hier sehnen wir uns nach Sicherheit und Halt im wahrsten Sinne des Wortes. Ich finde es sehr gut, dass es sowohl im Bildungskontext Antworten gibt, als auch im religiösen Umfeld, wonach auch künftig digitale und analoge Angebote Hand in Hand gehen. Wir brauchen den Ort der Begegnung, der Symbolik und der Orientierung. Die aktuelle Situation hat dazu beigetragen, dass wir uns dessen noch stärker bewusst wurden. Dabei ist sicherlich vielen von uns aufgefallen, dass wir die Dinge hier und da mehr wertschätzen und ihnen mehr Beachtung schenken sollten.
Sie haben bereits Ihre Idee von deutschlandweiten Bildungsplattform vorgestellt. Ist es angedacht, dass sich ein Berufsverband, wie wir es sind, zukünftig auch dort mit Impulsen und Ideen einbringen kann und soll?
Wir haben eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe vor uns, die wir nur gemeinsam bewältigen können. Ich würde mir an der einen oder anderen Stelle mehr wünschen, dass auch Verbände wie die KEG, aber auch Institutionen und andere Verbände, nicht nur darauf warten, was sich entwickelt, sondern auch als Motor des digitalen Wandels agieren und Impulse setzen. Denn eines ist klar: Wir können noch so tolle technische Lösungen entwickeln und bauen, aber wenn die Lösung nicht von den Menschen akzeptiert wird und wir die Menschen nicht hinreichend mitnehmen, dann werden wir nicht erfolgreich sein. Wir brauchen alle Beteiligten an Bord und das konstruktive Miteinander – digital. Alle, von Berufsverbänden bis hin zu den beteiligten Institutionen, sind daher explizit eingeladen hier mitzumachen. Denn neue Plattformen werden neue Beteiligungsmöglichkeiten und Kollaborationen ermöglichen. Wir müssen und werden diese Möglichkeiten nutzen und Menschen dabei mitnehmen. Auf Bundesebene gründen wir aktuell zum Beispiel eine Digitalakademie, die sich mit Lernangeboten an Beschäftigte der Verwaltungen wendet und auf diese Weise Hilfestellungen gibt.
Durch die Streichung der Ferien in Bayern kam das Thema Arbeitszeiten von Lehrkräften auf das Tablett. Wäre es nicht dienlich, ähnlich aller anderen Beamten eine digitale Stechuhr für Lehrkräfte zu haben?
Da sprechen Sie mit mir den Falschen an: Ich bin dafür, die Stechuhr auch in der sonstigen Verwaltung abzuschaffen und mehr nach Arbeitsergebnissen zu steuern. Das Gleiche gilt natürlich auch für die Schule. Bei aller pädagogischen Freiheit finde ich es essentiell, dass auch dort Instrumente genutzt werden, die gute Leistung sichtbar machen. Ich bin dagegen nach Zeit zu steuern, denn Leistung ist mehr als nur Zeit. Mir ist bewusst: Leistung ist Arbeit in Zeit. Das kann und will ich gar nicht ändern. Ich empfinde es nur als einen Ausdruck von Misstrauen gegenüber den eigenen Beschäftigten, wenn oftmals nur auf die Zeit geachtet wird. Ich bin mehr für Vertrauen und damit auch für Vertrauensarbeitszeit. Denn wenn ich kein Vertrauen in Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter habe, warum habe ich sie dann? Es wird immer Menschen geben, die sich vor Strukturen drücken und es selbst bei Zeiterfassung schaffen Überstunden zu produzieren, obwohl sie am Arbeitsplatz bloß einen Schatten werfen. Das werden wir mit oder ohne Zeiterfassung nicht beheben. Ich glaube, uns allen ist bewusst, was unsere Lehrkräfte jeden Tag leisten. Dafür brauchen wir keine Stechuhr.
Dr. Markus Richter ist Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat sowie Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik. Er wurde 1976 in Münster/Westfalen geboren und hat zwei Kinder. Nach einem Studium der Rechtswissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster folgten 2003 die Promotion zum Dr. jur. sowie das Rechtsreferendariat beim Oberlandesgericht Hamm mit dem 2. juristischen Staatsexamen ein Jahr später. Ab 2005 hat Dr. Markus Richter mehrere Positionen im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge inne. Dort beschäftigt er sich unter anderem im Personalwesen, in der Organisation, im Büro des Präsidenten sowie in den Grundsatzfragen der Integration und Migration. In 2014 übernimmt er die Gruppenleitung im Bereich IT im Bundesverwaltungsamt. Ab 2015 wirkt er wieder im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge als Abteilungsleiter für Infrastruktur und IT und wird ab 2018 Vizepräsident der Behörde. Seit 1. Mai 2020 ist Dr. Markus Richter Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat und Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik.