Humans of KEG: Die Zukunft der KEGBei der LVV in Bamberg – Es wird wieder gewählt!

Vom 5. Mai bis zum 7. Mai findet in Bamberg die KEG-Landesvertreterversammlung statt. Viele Anträge und Themen haben uns erreicht, aber auch die Nachricht, dass unsere Landesvorsitzende Walburga Krefting – wie auch manche aus dem Landesvorstand bzw. aus den Landesreferaten – nicht mehr zur Wahl stehen. Nach ausgesprochen fordernden Jahren, die von Corona, Krisen und Krieg geprägt waren, wollen wir daher unsere Landesvorsitzende zurückschauen und repräsentativ für das gesamte Team einen Blick in die Zukunft werfen lassen. Im wechselseitigen Interview zwischen Martin Goppel, dem Bildungsreferenten der KEG Bayern und Walburga Krefting entstehen spannende Erinnerungs- und Gedankenwelten.

Walburga Krefting

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Walburga Krefting

  • Landesvorsitzende der KEG Bayern
Liebe Frau Krefting, zur LVV der KEG Bayern 2023 in Bamberg treten Sie nicht mehr zur Wahl als Landesvorsitzende an. Für viele ist dies überraschend. Können Sie sich vorstellen, warum?

Für Insider ist das nicht überraschend, denn es war für mich von vorne herein aus familiären Gründen nicht anders möglich. Ich gebe den Vorsitz mit einem weinenden und einem lachenden Auge auf. Es war für mich mit allen Herausforderungen eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte.

Aber gehen wir zurück zum Start? Wie war der?

Das war ein sehr spannender Abend in Augsburg, man ist sich ja vorher nie ganz sicher. Aber das Gefühl ist nach der ganzen Anstrengung einfach überwältigend, mit einer tollen Vorstandschaft und dem Zuspruch vieler wunderbaren Menschen, plötzlich die Türen weit offen zu sehen, um die vielen Ideen und Ziele umzusetzen.

Gleich zu Beginn Ihrer Amtszeit gab es einen der größten Aufschreie der letzten Jahrzehnte des Lehrberufs. Das Kultusministerium hat einschneidende Maßnahmen verkündet, um den Lehrkräftemangel in den Griff zu bekommen.

Die Maßnahmen zum Lehrkräftemangel, die das Kultusministerium verhängt hat, waren krass und teilweise total überzogen. Da denke ich nicht nur an die Mehrarbeit, sondern insbesondere an die Aufhebung der Besitzstandswahrung und die Verschiebung des Antragsruhestands. Diese Regelungen sind übrigens immer noch wirksam und waren ein herber Schlag gegen die ganze Lehrerschaft, letztlich gegen die ganze Schulfamilie. Für mich war es ein Sprung ins eiskalte Wasser. Ich hatte nach acht Jahren Stellvertretung zwar einen guten Draht an die Spitze des Ministeriums, aber in dem Fall mussten wir entschieden dagegen vorgehen, das ging bis zu großen gemeinsamen Kundgebungen, beispielsweise in Augsburg hat die KEG dazu eingeladen. Der BLLV und die GEW sind uns gefolgt. Wir starteten eine breit angelegte Unterschriftenaktion. Die Übergabe war eine meiner ersten größeren „Amtshandlungen“. Damals habe ich noch nicht gewusst, dass eine Megakrise die andere jagen würde. Der Lehrkräftemangel wurde immer schlimmer, dann kam Corona mit Schulschließungen, dem Distanzunterricht, der Streichung der Faschingsferien und zuletzt der Ukrainekrieg mit einer Komplettüberlastung des Schulsystems. Ich habe mir oft gedacht, wie die Vorstandsarbeit wohl zu Zeiten war, in denen man sich um die ganz normalen Forderungen unserer Delegierten und Mitglieder kümmern konnte.

Und wie war die Wirkung der Aktionen?

Der Erfolg war zugegebener Maßen überschaubar, da ging es aber allen Verbänden so. Gegen die Maßnahmen zum Lehrkräftemangel kämpfen wir heute noch. Es vergeht kein Termin, bei dem unsere Forderungen nicht wieder auf den Tisch kommen. Hier war und ist die Zusammenarbeit mit der abl großartig. Wir vier Verbandsvorsitzende sind sehr konstruktiv unterwegs und es war von Anfang an ein schönes fachliches und auch persönliches Zusammenarbeiten, dafür bin ich sehr dankbar.

Kurz darauf durften Sie viele KEG-Mitglieder im Fernsehen bei Pressekonferenzen mit Markus Söder verfolgen. Wie wichtig war Ihnen, hier die KEG zu vertreten?

Das war wirklich ein besonderes Erlebnis für mich und für die KEG großartig. Es kam aus heiterem Himmel, die Lehrerverbände sollten zum Schulgipfel spontan entscheiden, wer für sie sprechen wird und als damalige Präsidentin der abl fiel die Wahl auf mich. Was auch logisch war, denn nur die abl kann das gesamte differenzierte Schulsystem vertreten. Dass ich für die KEG stehe, versteht sich von selbst und diese beiden Pressekonferenzen waren auch für die KEG bedeutungsvoll.

Anfang 2022 überreichte Ihnen Markus Söder den Bayerischen Verdienstorden, wie kam es dazu?

Dafür gibt es ein festgelegtes Procedere. Jedenfalls kam eines Tages ein Brief vom „Orden“ und ich brauchte in der Tat ein bisschen, um die Einladung zu realisieren. Gefreut hat es mich natürlich, darin war auch meine Arbeit für die KEG eingeschlossen und dass die so in der Öffentlichkeit ankommt, hat mich schon stolz gemacht. Es war ein sehr besonderes Event und grade die sehr persönlichen Worte des Ministerpräsidenten, seine Anerkennung unter vier Augen haben mich für die KEG sehr gefreut. Schön, dass man uns so sieht und achtet.

Was war Ihr persönliches Highlight in den letzten Jahren und warum?

Da gab es einige. Ich habe vor allem die vielen netten Begegnungen mit den Menschen sehr genossen. Gespräche, die viel erfreulicher verlaufen sind, als angenommen. Eines dieser Gespräche war im Katholischen Büro und wir hatten wegen unerwarteter Rundfunkaufnahmen sehr viel länger gebraucht als angenommen. Den Anschlusstermin beim Kultusminister hätten wir dadurch unmöglich pünktlich geschafft. Da hat uns Prälat Wolf kurzerhand persönlich direkt vor die Eingangstüre des Ministeriums chauffiert.

Was waren Ihre konkreten Erfolge und woran machen Sie diese fest?

Erfolg kann man nur haben, wenn man kontinuierlich ein Ziel verfolgt. Aber das Wichtigste ist es, den richtigen Moment abzupassen, zu spüren, wann es funktionieren kann und dann die richtigen Menschen anzusprechen, das ist dann Chefsache. Beides ist bei unserem Lehrerbildungsmodell und bei A 13 gelungen. Das freut mich ungemein, hier ist die KEG richtig gut dabei, besser gesagt mitten drin und mein Nachfolger wird das auf jeden Fall zu Ende bringen. Den Mainstream hatten wir auch beim neu gestalteten Grundschulzeugnis genutzt, das fast identisch nach unseren Vorschlägen umgesetzt wurde – das hoffen wir jetzt auch für die Mittelschule. Natürlich gibt es noch viele andere Erfolge, beispielsweise die vierjährige Ausbildung für Fachlehrkräfte EKG, den Islamunterricht oder der konfessionelle Religionsunterricht in kooperativer Form, an dem wir auch schon wieder weiterarbeiten. Alles im Fluss – so muss es sein.

Sie haben die KEG modernisiert, ob den Podcast „Pausengong“, die neue Webseite, Digitalks, Social Media, YouTube und nun ein gelbes „Pausensofa“. Wie kamen Sie auf die Ideen und warum ist dieser Schritt so wichtig gewesen?

Wege entstehen, indem man sie geht. Solche Gedanken sind einfach da, sie entstehen aus der Notwendigkeit heraus, der KEG Präsenz zu verschaffen. Wenn man nicht im Tunnel lebt, weiß man auch, welche Ideen auf die Agenda sollen und kreativ umgesetzt werden müssen. Hier ist ein gutes Team einfach das A und O. Die Landesgeschäftsstelle ist ein direktes Kreativzentrum und mein Vorstand ist immer mit im Boot, wenn ich wieder einmal eine Idee umsetzen will. Mein Team und ich, wir hätten noch viel mehr Ideen, da müssen wir immer wieder mal abwägen, was personell machbar ist. Für manches braucht man auch externe Anbieter, wie bei der Website und bei dem Imagefilm, den wir aktuell auf den Weg bringen. Alles gebührt hier großer Dank. Das hat Spass gemacht und wäre schön, wenn es so weiter geht.

Was wünschen Sie sich für die LVV und für die Zukunft der KEG?

Für die LVV wünsche ich mir eine Tagung, in der unsere Delegierten in einem perfekten Rahmen zusammenkommen, mit ihren Forderungen und Ideen die Arbeit der KEG und deren Ziele mitbestimmen und am Sonntag mit einem guten Gefühl heimfahren. Dafür arbeiten wir alle schon Monate und wir haben das, glaube ich, gut hinbekommen – gerade das Miteinander wird nicht zu kurz kommen. Ich freue mich darauf. Die Zukunft der KEG liegt immer zu großen Teilen in den Händen derer, der sie führt. In dieser Beziehung weiß ich, dass es gut weitergeht und der Spirit der KEG mit neuen Ideen weiterlebt und sich mit Teamgeist und Manpower in die richtige Richtung weiterentwickeln wird. Ich wünsche mir vor allem, dass unsere Mitglieder ihre KEG schätzen lernen, gerne die Angebote nutzen und stolz auf ihren Verband sind.

Blicken wir zurück auf die letzten vier Jahre? Haben Sie es sich so vorgestellt?

Also, den Dauerkrisenmodus hab‘ ich mir definitiv nicht so vorgestellt. Den Rest schon, dafür hatte ich als Stellvertreterin acht Jahre lang genug Einblick in die Arbeit und wie schon gesagt, es gab auch viele positive Überraschungen. Insgesamt habe ich jetzt beim Abschied ein gutes Gefühl, ich darf ein tolles Geschäftsstellenteam hinterlassen, die Arbeit im Vorstand und in den Gremien war rückblickend großartig und wir haben gemeinsam wirklich viel erreicht. Diese Aufgabe hat mein Leben bereichert und dafür bin ich dankbar!

Und jetzt? Was machen Sie nach der LVV?

Oh, da fällt mir eine Menge ein. Ich bin jemand, der gerne plant und habe in der Tat die Jahre über viele Pläne in die Warteschleife geschickt. Ob ich diese Pläne alle in die Tat umsetzen werde, da bin ich jedoch Realist genug und ich warte mal ab, wie sich das anfühlt – ohne die tägliche Bahnfahrt nach München und ohne die KEG. Aber auf jeden Fall freue ich mich darauf, dass der Wecker nicht mehr klingelt und dass ich viel Zeit mit meiner Familie, mit meinem Mann und meinen Enkelkindern verbringen darf und darauf, dass ich von den Reisen nur noch zurückkehren muss, wenn wir genug haben.

Nun sind aber Sie daran, Herr Goppel ...

Martin Goppel

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Martin Goppel

  • Bildungsreferent der KEG Bayern
Herr Goppel, Sie sind seit einigen Jahren in der KEG als Bildungsreferent fest eingebunden und die Verbandsmeinung ist Ihnen nicht mehr fremd. Wie sehen Sie ganz persönlich den Stellenwert einer gefestigten Persönlichkeit für Lehrkräfte bzw. Erzieher?

Eine gefestigte Persönlichkeit und eine Haltung sind sowohl für Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher als auch für Dozenten, wie ich es bin, von unglaublich großer Bedeutung. Diese Eigenschaften helfen nämlich in schwierigen Situationen wie beispielsweise in Corona oder auch in diesen disruptiven Zeiten, die wir heute haben, ruhig und besonnen zu bleiben. Eine gefestigte Persönlichkeit und Haltung ermöglicht es klare Grenzen zu setzen und konsequent zu handeln, was für eine effektive Erziehung und Bildung, aber auch für den Umgang untereinander unerlässlich ist. Das haben wir zwei ja auch in den letzten Jahren selbst erlebt. Ein Pädagoge muss eine gefestigte Persönlichkeit sein und unsere heranwachsenden Talente damit täglich begeistern können. Aber natürlich bedeutet das auch flexibel zu sein. Ich sage immer, wenn die Füße einen nicht mehr tragen können, muss das Herz einen leiten. Dazu gehören Werte, die wir als KEG ja leben und durch unterschiedliche Fortbildungsangebote teilen, aber auch vorleben. Die Welt mag heute eine andere sein als früher, aber der Mensch braucht den Menschen, den menschlichen und respektvollen Umgang und auch die dazugehörige Wertschätzung und Haltung.

Warum kamen Sie zur KEG und warum brennen Sie so für Bildung?

Dank vieler Investitionen in unser Bildungssystem konnte vor 50 Jahren aus einem Agrarstaat Bayern ein weltweit anerkannter Industriestandort werden und so das Fundament für viele unserer heutigen Entwicklungen und Errungenschaften entstehen. Bayern hat in seiner Geschichte gezeigt, wie wertvoll ein gutes und nachhaltiges Bildungssystem sein kann. Leider hat sich seitdem in der Bildung nicht mehr viel getan und andere Länder überholen uns. Dies als junger Vater zu beobachten beunruhig mich und motiviert mich zugleich, denn wir wissen, dass und wie es geht. So kam ich zur KEG. Die KEG ist der einzige bildungspolitische Verband, der für Moral, Werte, menschlichen und respektvollen Umgang und eben Glauben und Hoffnung steht. Wenn wir also unser Bildungssystem mit dieser in der Bayerischen Verfassung verankerten katholischen Umgangsform stärken, dann meine ich, kommen wir sehr weit. Der Mensch muss wieder mehr im Mittelpunkt stehen und nicht Maschinen und Algorithmen. Denn die aktuellen Veränderungen in Politik, Gesellschaft, Wissenschaft, Umwelt und Wirtschaft schreien nach genau dieser Haltung. Somit war meine Entscheidung sehr leicht. Die KEG ist der einzige Verband, der das aus seiner DNA heraus kann. Deshalb bin ich aus Überzeugung KEG-Mitglied und empfehle es jedem, es auch zu sein.

Für die KEG steht der Mensch im Mittelpunkt, wie sehen Sie in diesem Sinne die Arbeit der Gremien, insbesondere an der Basis?

In unserer Familie leben wir schon immer diesen Gedanken. Auch für meinen Opa, dem es stets um eine Personalisierung der Politik ging, war diese Formulierung typisch, sagt die Historikerin Claudia Friemberger in ihrem Buch und ich kann das nur bestätigen. Bis heute ist dieser Spruch in unserer Familie wie auch das Zitat von Papst Johannes XXIII: „Giovanni, nimm dich nicht so wichtig“, leitend. Für unsere Arbeit sind unsere Mitmenschen, unser Umfeld, unsere Gremien und dementsprechend unsere Mitglieder, aber auch die Teams in unseren Büros unglaublich wichtig. Wir tun glaube ich gut daran, gemeinsam nach vorne zu blicken, uns Zeit für einander zu nehmen und uns gemeinsam konstruktiv zu überlegen, was unsere Kinder über uns sagen werden, wenn wir mal vom Himmel herabblicken. Das hat uns die letzten Jahre im Team ja auch täglich motiviert und angetrieben. Welche Fußspuren und Fundamente haben wir hinterlassen? Dies geht vom Klimaschutz über Gesetze, Veränderungen, bildungspolitische Maßnahmen bis hin zum Umgang miteinander – ja, wir gestalten Zukunft. Also mir sind Zuhören und viele Gespräche an der Basis in den KEG-Gremien aber auch in den Kitas, Schulen, Fachakademien, Kirchen und Universitäten bzw. Hochschulen, wichtig. Mir wäre es aber ein Herzensanliegen, dass wir in Zukunft wieder mehr gemeinsame Events mit und für unsere Mitglieder machen und unser Verbandsleben weiter aufleben zu lassen ohne den guten Draht zu den Entscheidungsträgern zu verlieren. Wir müssen in digitalen Zeiten wieder näher an die Menschen und ein verlässlicher Ansprechpartner sein.

Seit vielen Jahren ist in Bayern die Lehrerbildung nahezu unverändert. Wir schlagen eine Reform vor und haben ein konkretes Konzept vorgelegt. Was davon muss ihrer Meinung nach unbedingt neu gedacht werden, wo soll die Reise hingehen?

Das ist leider sehr richtig. Wenn man so will, bin ich hier im Team Söder, der ja auf Grund eines langen Gesprächs mit uns in der Bayerischen Staatskanzlei auf die Idee der Reform der Lehrerbildung gekommen ist. Ich erinnere mich noch sehr gut an das Treffen mit Walburga Krefting, Matthias Altmannsberger und mir, als wir das KEG-Lehrerbildungsmodell, das im Übrigen findige KEG-Mitglieder entworfen haben und daran immer noch fleißig rumtüfteln, vorgestellt haben und er meinte: „Ihre Idee ist ned schlecht“. Nun kopieren aktuell viele andere Verbände unsere Ideen, besuchen unsere Digi-Talks und feiern fremde (unsere) Erfolge. Wir dürfen schon sehr stolz sein, was unsere Mitglieder hier gestaltet haben. Natürlich gibt es sehr vieles, was neu gedacht werden muss, in dieser CB ist ein ausführlicher Bericht über all diese Ideen zu finden. Für mich ist es ganz allgemein sehr wichtig, dass wir den Lehrerberuf bzw. das Studium dazu wieder attraktiver machen, dass Bildung und das Teilen von Wissen wieder sexy ist und unglaublich Spaß machen kann. Die Mittelschulen sind mir dabei besonders wichtig. Als Dozent an Deutschland größter Hochschule erlebe ich jeden Tag, wie dankbar und wissbegierig meine Studenten sind, und das Wissen sofort einsetzten und, dass die Mittelschule Vielen den Weg zu einer Hochschule ebnet. Was für tolle Talente dort sind, ist vielen nicht bewusst. Die Mittelschule muss daher nicht nur vom Image gestärkt werden, sondern eben auch als attraktive Schulart sowohl für Lehrerinnen und Lehrer, als auch für Schülerinnen und Schüler interessant sein.

Ist für Sie, als modernem jungen Vater, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein Thema?

Ja, absolut und genau das ist eines der Zukunftsthemen. Ich glaube, jeder von uns weiß wie wichtig die Familie ist. Sie gibt Kraft, Segen, Energie, Kreativität, Motivation und ist für uns alle die Nabelschnur des Lebens. Wenn etwas in der Familie nicht funktioniert, belastet dies einen so sehr, dass man vielleicht gar nicht mehr zu hundertprozentig beruflich wirken kann. Viele Pädagogen arbeiten daher nicht umsonst in Teilzeit, um eben diese familiären Energien auch zu erleben. Angesichts des steigenden Lehrkräftebedarfs an Schulen wird daher häufig auch über den Beschäftigungsumfang von Lehrerinnen und Lehrern diskutiert. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) Anfang 2023 mitteilt, waren im Schuljahr 2021/2022 rund 709.000 Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland tätig – 40,6 Prozent davon in Teilzeit. Damit lag die Teilzeitquote bei Lehrkräften auf dem höchsten Stand der vergangenen zehn Jahre. Besonders Frauen reduzieren häufig ihre Arbeitszeit: Im Schuljahr 2021/2022 war die Teilzeitquote bei Lehrerinnen (48,2 Prozent) mehr als doppelt so hoch wie bei Lehrern (20,1 Prozent). Also dieses Thema ist in der Bildung sehr wichtig und omnipräsent, aber kann gelöst werden. Im Landtag werden bereits viele Konzepte diskutiert und natürlich sind wir als KEG da auch mit dabei.

Digitalisierung wird zukünftig untrennbar mit dem schulischen, beruflichen und familiären Leben verbunden sein. Welche Chancen und Gefahren sehen Sie beispielsweise in Chat GPT und welchen Rat würden Sie unseren Lehrkräften geben?

Ich bin prinzipiell für Technologieoffenheit, ob im Verkehr, in der Schule oder auch in anderen Bereichen, wie beispielsweise dem Strom, bei Motoren und natürlich auch der Digitalisierung. Ich lade jeden ein, grundsätzlich offen und kritisch mit Neuem umzugehen. Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen (Robert Frost) und wie sagte mal ein ehemaliger Chef zu mir: „Entweder du gehst mit der Zeit, oder du gehst mit der Zeit“. Die Künstliche Intelligenz (KI) (Chat GPT ist ja nur ein Beispiel) wird die Welt allerdings verändern, wie der Buchdruck, da bin ich mir sehr sicher. Auch hier gilt es, über die Vor- und Nachteile aufzuklären und sie einzusetzen. An meiner Hochschule ist daher der Umgang damit erlaubt und sogar gewünscht. Ein eigenes Programm prüft Plagiate, die mit KI erstellt wurden, um die Eigenleistung der Studenten zu verifizieren. Das finde ich eine tolle Lösung. Das ist so ein bisschen wie Wikipedia: Inspiration und Anreguns, Ja, aber eben nicht zitierfähig. Allerdings können KIs bereits Bilder oder Flyer gestalten, Musikstücke orchestrieren und tolle Kunstwerke erstellen lassen (siehe Drohnenvorstellung zur Eröffnung der Elbphilharmonie in Hamburg). Hier gilt es meiner Meinung nach offen zu sein und auf unsere Bildung und die Menschen zu vertrauen. Vor allem aber keine Angst zu haben. Denn eines muss man verstehen, ein Computer kann immer nur so gut sein, wie der Nutzer ihn sein lässt. Probieren Sie es doch mal über Ihren Browser unter chat.openai.com oder chat-gpt.org aus.

Die KEG hat in den vergangenen Jahren einige sehr gute digitale Formate in der Öffentlichkeitsarbeit auf den Weg gebracht, daran waren sie maßgeblich beteiligt. Geht das in dieser Richtung weiter oder haben Sie diesbezüglich andere Ideen?

Hoffentlich wird das so weiter gehen. Ich kann nur Impulse und Ideen einbringen. Aber gute Ideen erkennt man meist erst an der Umsetzung. Da muss natürlich ein neuer Landesvorstand auch mitgehen. Dank meiner Arbeit an der Hochschule bekomme ich immer wieder Einblicke in Betriebe oder junge, schlaue Köpfe und sehe, was hier alles Spannendes und Innovatives umgesetzt wird. Und ich sehe natürlich auch, wie bspw. Kreative Berufe ganz anders arbeiten als früher. Ich sehe neue Arbeitsformate, Umgangsformen und Anforderungen an unsere jungen Talente. Hier muss unser Bildungssystem mitgehen. Aber: Wir müssen immer die Menschen dabei mitnehmen. Corona hat sicherlich am meisten dazu beigetragen, dass manche Dinge nun „digitaler sind“ und wir sehen, wie gut das alles geht. In diesen Tagen geht nach einem Jahr Programmierung unsere neue Webseite an den Start. Mit ihr sind viele Erneuerungen verbunden, aber natürlich wäre es vermessen zu meinen, dass damit alles getan ist. Als Team haben wir in den letzten Jahren viel erreicht, aber wie immer, dreht sich die Welt weiter. Den Menschen erreichen wir nur als Mensch, und hier gilt es ganz analog vielleicht stärker als früher in den Austausch zu gehen.

Am 5. Mai 2023 findet in Bamberg die Wahl um den Landesvorsitz der KEG Bayern statt. Ich trete nicht mehr an und Sie bewerben sich um die Nachfolge. Mögen Sie uns erklären, welche Motivation sie antreibt?

Ich glaube es ist für die KEG wichtig, dass wir den erfolgreichen Weg der letzten Jahre ohne Wissensverlust gemeinsam weiter gehen und gleichzeitig junge Menschen wieder mehr einbinden, ihnen Vertrauen schenken bzw. auch den Fokus darauf setzten neue, motivierte Mitglieder für unsere Herzensarbeit zu gewinnen. Wir haben so unglaublich tolle Mitglieder und kreative Köpfe in unseren Reihen, da wird mir nicht bang, ganz im Gegenteil. Meine Motivation als ein möglicher Kandidat sind die vielen engagierten und unglaublich motivierten und ehrlichen KEG-Mitglieder für die ich mich gerne anbiete und einbringe. Als aktueller Bildungsreferent der KEG ist man sehr viel am Telefon und bekommt die unterschiedlichen und oft privaten Herausforderungen unserer Mitglieder mit und diskutiert diese natürlich im Büro und mit den Ministerien und Politikern. Oftmals machen wir daraus dann politische Gespräche, Podcasts, Forderungen, Pressemitteilungen, Digi-Talks oder tolle Beiträge in der CB. Und wenn wir ehrlich sind, konnte ich auch in den letzten Jahren die auch hohe Erwartungshaltung an einen Landesvorstand oder eine Landesvorsitzende hautnah miterleben. Demütig, aber auch voller Respekt gilt es hier sich in den nächsten Jahren vielen Herausforderungen als Team zu stellen. Ich will mich da gar nicht in den Vordergrund drängen, die kommenden Herausforderungen meistern wir nur als Team, wie in den letzten Jahren auch. Es hilft natürlich dabei, wenn man die Netzwerke in die Politik bereits hat, die Strukturen, Personen und Mechanismen der KEG kennt und damit umzugehen weiß. Aber gewählt ist man deswegen natürlich noch lange nicht und die Arbeit, die vor uns liegt, auch nicht gemacht. Ich biete mich an, mehr nicht.

Im Falle eines Wahlsiegs kommen vielschichtige herausfordernde Aufgaben auf Sie zu. Für welchen Bereich der KEG schlägt Ihr Herz besonders?

Mein Herz schlägt grundsätzlich für unsere Mitglieder und unsere KEG also von Kita über all unsere Lehrerinnen und Lehrer bis hin zur Hochschule. Meine Frau ist Lehrerin, meine Schwägerin Erzieherin und ich Dozent. Als möglicher Landesvorsitzender muss man alles im Blick haben und hier will ich mich mit voller Kraft und Motivation einbringen und unseren Mitgliedern und der KEG dienen.

Bildungspolitisch ist die KEG auf allen Ebenen ein wichtiger Gesprächspartner, dazu gehört Kontinuität. Gibt es für Sie einen KEG-Zeitplan außerhalb der kommenden Wahlperiode?

Wir leben im Hier und Jetzt. Wenn mich mein Leben Eines gelehrt hat, dann ist es das, dass man heutzutage nicht mehr für die nächsten fünf bis zehn Jahre planen kann und darf. Wir sind seit über 365 Tagen im Krieg, die Inflation greift um sich, die Benzinpreise wackeln stündlich und gefühlt ändert sich alles täglich. Immer mehr Menschen aus der Ukraine und anderen Ländern kommen nach Deutschland. Ich glaube, wenn wir das Ziel haben zu dienen, dann kommen die Aufgaben von selbst, wie jetzt die Kandidatur, mit der ich vor zehn Monaten noch nicht geplant hatte. Und unter uns: Auch wenn es gerade „disruptive“ Zeiten sind, sind es doch auch die besten Zeiten um Samen zu sähen.

Erzählen sie uns zuletzt noch ein (schönes) Erlebnis aus ihrer Arbeit mit den digitalen Formaten der KEG, das Ihnen auf jeden Fall in Erinnerung bleiben wird.

Nun, ich erinnere mich noch an unsere ersten Podcast-Aufnahmen mit Pfarrer Schießler im Jahr 2021. Es war Corona, wir durften uns nicht persönlich treffen und haben natürlich höchste Hygienevorschriften gehabt. Wir mussten unglaublich kreativ werden und hatten wenig Erfahrung. Sowohl Pfarrer Schießler als auch wir alle blieben aber sehr ruhig und immer konstruktiv. So entstand gemeinsam der PAUSENGONG, der heute fast nicht mehr wegzudenken ist und Promis wie Uschi Glas, Markus Söder und vielen mehr zu Gast hatte. Im Übrigen folgen uns auch hier wieder viele Verbände. Hier gilt es weiterhin Vorreiter zu bleiben, denn wir wissen, dass wir es können