Was Bildung heute braucht, um morgen zu bestehenLernen (lebenslang) gestalten

Digitale Bildung

Text: Steffen Guschmann, Projektleiter Netzwerk Digitale Bildung

"Als Vater von zwei Kindern möchte ich, dass die Schule meine Kinder gut auf eine digital geprägte Lebens- und Arbeitswelt vorbereitet. Ich wünsche mir, dass moderner, gut gestalteter Unterricht ihre Freude am Lernen, am Entdecken und Erforschen der Welt bewahrt. Und dass die Schule sie dabei unterstützt, ihre Talente zu entwickeln und sie fot zu machen für die Herausforderungen, die auf sie warten." (Steffen Guschmann)

Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick in die Zukunft wagen. Ich möchte Sie mit diesem Text einladen, für einen Moment auf die Gegenwartsthemen wie die weltweite Pandemie und den Digital-Pakt-Schule zu blicken, die Nase in den Wind zu stecken und den Blick auf den Horizont zu richten.

Bildung, also das lebenslange Lernen, legt bekanntlich die Basis für gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung und gesellschaftliche Teilhabe – und so auch für digitale Souveränität, die in Zukunft immer wichtiger wird. Kryptowährung, künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen, ja sogar human-digitale Teams – also Kollaborationen zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz – finden wir in der Arbeitswelt und bald auch in Verwaltungen. Müssen wir also in Zukunft noch lernen bzw. uns bilden, wenn wer anderes bzw. die Maschine für uns denkt und lernt?

Herausforderung Bildung

Auf genau diese neuen Herausforderungen muss Bildung vorbereiten. Denn nicht nur unsere Arbeitswelt verändert sich durch Digitalisierung enorm. Unsere gesamte Lebenswelt wird dadurch umstrukturiert und im ersten Moment vereinfacht. Damit wir weiterhin als mündige, kreative Bürgerinnen und Bürger die Gesellschaft in allen ihren Dimensionen mitgestalten können, ist digitale Bildung ein Muss.
Und hier werden wir ein Leben lang lernen müssen. Denn die Zukunft beginnt jetzt.

Über das Netzwerk Digitale Bildung:
Das Netzwerk Digitale Bildung regt dazu an, die Zukunft des Lernens aktiv mitzugestalten. Jenseits der etablierten Strukturen schaffen wir eine vernetzende Plattform, motivieren zum Weiterdenken und ermutigen die Akteure im Bildungswesen, eine sinnhafte, verantwortungsvolle und nachhaltige Investition in die Bildung zu gestalten, um junge Menschen zu befähigen, sich in einer digitalisierten Welt souverän zu bewegen. 

Wer wir sind
Das Netzwerk Digitale Bildung ist ein loser Zusammenschluss von Personen unterschiedlicher Expertise, Erfahrungen und Interessen, die sich für zeitgemäßen Unterricht mit digitalen Werkzeugen engagieren. Das garantiert Vielfalt in Perspektiven, Kompetenzen und Herangehensweisen. Getragen wird unsere Mission von verschiedenen Förderern aus der Wirtschaft. Die Inhalte steuern nicht-kommerzielle Kooperationspartner, Pädagoginnen und Pädagogen sowie Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft bei.

Für wen wir da sind
Das Netzwerk Digitale Bildung bietet konkrete Impulse und Handlungsempfehlungen für alle, die zeitgemäßen Unterricht mit digitalen Werkzeugen gestalten oder die Rahmenbedingungen dafür schaffen wollen. Überwiegend nachgefragt werden unsere Informationsangebote von Lehrkräften, Schulleitungen, Entscheidungsträgern aus Politik, Städten, Kommunen und Gemeinden sowie von einer an der Gestaltung von Bildung interessierten Öffentlichkeit.

Was wir tun
Wir bringen Menschen aus Bildungswesen, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft miteinander in Verbindung, um einen übergreifenden Austausch von Ideen, Ansätzen und Konzepten zu digitaler Bildung zu ermöglichen. So bringen wir eine Vielfalt von Sichtweisen und Anforderungen zusammen. Das Wissen, das daraus entsteht, machen wir Interessierten, Praktikern und Fachleuten zugänglich, geben Orientierung zu zeitgemäßem Unterricht mit digitalen Werkzeugen und laden zum Austausch ein.
Mehr: www.netzwerk-digitale-bildung.de

Wie künftige Generationen auf die digitale Welt vorbereitet werden, bestimmen Sie als Schulleitungen und Lehrkräfte, aber auch Schulträger und Bürgermeister vom ersten Schultag an mit. Die Zukunft des Lehrens und Lernens zu gestalten, beginnt in der Gegenwart: Jetzt ist die Zeit, in Aktion zu treten. Digitale Schulentwicklung gelingt allerdings dann am besten, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen – wenn Politik, Schulträger, Schulfamilie und auch nahegelegene Aus- und Fortbildungsinstitutionen für Lehrende, Dienstleister, Anbieter von Lern- und Lehrinhalten sowie Hersteller von Bildungsmedien Hand in Hand agieren und die Themen der Zeit ansprechen und mit und voneinander lernen bzw. sich zuhören. Die vielfältige interdisziplinäre Expertise ist relevant und gefragt. Uns im Netzwerk Digitale Bildung ist es daher wichtig, Lernen und Lehren nicht mehr auf einen physischen Raum zu begrenzen. Es geht darum, die Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen in den Mittelpunkt zu stellen und ihnen Inspiration, Impulse und praktische Hilfestellungen für zeitgemäßen Unterricht mit digitalen Werkzeugen zu geben. Dazu gilt es auch, wichtige Schnittstellen wie Schulträger, Verwaltung, Kommunen, Anbieter von Lern- und Lehrinhalten sowie Hersteller von technischen Lösungen miteinzubinden. Lassen Sie uns also gemeinsam in diesem Artikel Lernen lebenslang gestalten und auf krisensichere Beine stellen! Nur wenn wir auch eine Vorstellung davon haben, wie das Lernen und Lehren der Zukunft aussehen kann, können wir Bestehendes weiterentwickeln und wirklich Neues beginnen.

Es ist Zeit! Lassen Sie uns hier und jetzt beginnen, den digitalen Wandel in der Bildung mutig und entschlossen zu gestalten und voranzubringen.

„Ein Handwerker braucht professionelles Werkzeug, um seine Arbeit bestmöglich verrichten zu können. Er kauft das Werkzeug nicht im Supermarkt, sondern im Fachhandel. Das Prinzip ist übertragbar auf die digitale Ausstattung von Schulen: Nur wer seine Hard- und Software sowie digitale Infrastruktur direkt beim fachkundigen und vom Hersteller zertifizierten Fachhandel regional bezieht und auf Leistungsfähigkeit und integrierte Lösungen achtet, kann Kinder und Jugendliche professionell mit funktionierenden digitalen Werkzeugen unterrichten und hat Spaß daran.“

Wer sich ein Auto oder eine Küche kauft, verbringt meist viele Stunden oder gar Tage und Wochen damit, Hersteller und Angebote zu prüfen sowie Preise zu vergleichen. Dasselbe gilt für die Anschaffung digitaler Lehr- und Lernwerkzeuge.

Die Sicherheit im Blick

Der Datenschutz von digitaler Lern- und Lehrplattform ist hierbei jedoch ein politisches und wichtiges Thema. Und so sollte es auch eine politische Forderung sein, ein wasserdichtes Datenschutzabkommen mit den USA zu vereinbaren, wo die großen Anbieter von Hard- und Software ihren Sitz haben. Denn ein Schulleiter, geschweige denn eine Lehrperson, hat weder die Kapazität noch das Knowhow, um sich um Datenschutzbestimmungen zu kümmern.

Dennoch können Schulleitungen und Lehrkräfte auf den Datenschutz achten: Beispielsweise ist es wichtig, dass die Server, auf denen Daten gespeichert und verarbeitet werden und ihre Kinder arbeiten, datenschutzkonform in der EU oder einem anerkannten Drittland stehen. Dieses Wissen und die Vorteile sollten auch den Schulkindern beigebracht werden.

Die Datenschutzbeauftragten der Länder überprüfen nur sehr rudimentär den Datenschutz von Produkten und auch nur, wenn es konkrete Anfragen gibt. Antworten können lange auf sich warten lassen. Ein einheitlicher, flächendeckender Standard wäre vonnöten.

Lehrerbildung mit- denken und umsetzen

Die Ausstattung ist nur so gut wie ihre Nutzer. Sprich: Die Lehrkräfte müssen umfassend, nachhaltig und regelmäßig in der Anwendung der digitalen Medien sowie in den entsprechenden Methoden geschult werden (also Möglichkeiten des lebenslangen Lernens geschaffen werden). Denn wer nicht weiß, wie eine Waschmaschine funktioniert und welche Vorteile sie mit sich bringt, bleibt beim gewohnten Waschbrett. Zugegeben, der Vergleich ist aus einer längst vergangenen Zeit. Aber vom Prinzip her gilt er auch heute in Bezug auf digitale Medien und das lebenslange Lernen. Somit ist die Aus- und ständige Fortbildung der Lehrkräfte immer mit der Anschaffung mitzudenken und zu organisieren. Denn wird das interaktive Board lediglich als neuwertige Tafel zum bloßen Tafelanschrieb von Formeln oder Grammatik genutzt, besteht der einzige Vorteil darin, dass man das Tafelbild speichern kann. Dabei bietet es eine Vielzahl von weiteren Möglichkeiten im Bereich der Visualisierung und Strukturierung von Inhalten oder bei der Aktivierung von Schülern. Methodisch-didaktisch kann die digitale Tafel vielfältig in verschiedensten Sequenzen sinnvoll eingesetzt werden, wobei es nur ein Werkzeug von vielen ist und nicht als Allheilmittel angesehen werden darf. Guter Unterricht kann besser werden, aber schlechter Unterricht nicht automatisch besser!

Immer und von überall – die Idee einer Bildungscloud

Mit dem Cloud Computing und den weltumspannenden Internet-Plattformen ist inzwischen ein Stand der Technik erreicht, der es ermöglicht, für jeden und von überall aus nutzbare, umfassende und digitale Bildungsplattformen bereitzustellen. Unabhängig von Ort, Zeit, Geschlecht, Alter, sozialer Stellung und Qualifikation könnten heute Bildungsinhalte für jeden und jede frei nutzbar verbreitet und angeboten werden. Die Vision ist, eine zukunftsfähige Wissensplattform, eine Bildungscloud, zu verwirklichen.

Digitale Bildung

Mit ihr könnten alle – von der Grund- bis zur Berufsschule – niedrigschwellig und kostengünstig digital abgebildet werden. Bisher fehlt allerdings eine einheitliche Definition einer solchen Bildungscloud. Auch ist es schwierig, 16 Schulgesetze aus den 16 deutschen Bundesländern unter einen Hut zu bringen und die Finanzierung zu sichern. Ein Versuch ist die HPI-Cloud des Hasso-Plattner-Instituts, die 2017 vom Bund gefördert als Pilotprojekt gestartet war und mittlerweile von rund 4000 Schulen genutzt wird. Nachdem Ende Juli 2021 das Forschungsprojekt des Hasso-Plattner-Instituts beendet war, sprangen die Länder Brandenburg, Niedersachsen und Thüringen in die Bresche. Die drei Länder wollen gemeinsam die Lernplattform weiterentwickeln. Auch Bayern steigt mit der Initiative Bayerncloud Schule ein.

Die Schule zu einer einwandfrei funktionierenden digitalen Bildungslandschaft zu machen, ist ein langer und vor allem lebendiger Prozess. Es bedarf Weitsicht, Geduld, anfangs Mut zur Lücke, Engagement und Kreativität, um Schritt für Schritt die Schule, alle Lern- und Lehrräume sowie die Lehrkräfte digital fit zu machen, also ihnen Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen zu geben. Durch technische Weiterentwicklungen wird nie der Tag X erreicht, an dem alles perfekt ist, wir lernen ja auch hier ein Leben lang! Der Medienentwicklungsplan und die digitale Anschaffung einer Schule sind ein fortlaufender Prozess, an dem wir alle immer mit und voneinander lernen dürfen und können. Dabei ist es wichtig, dass Schulträger, Schulleiter und Lehrkräfte neben pädagogischen Inhalten auch großen Wert auf die optimale technische Ausstattung legen. Der technische Standard – mit funktionierendem WLAN auf dem gesamten Schulgelände, einheitlichen Endgeräten für jede und jeden, zukunftsfähige Präsentationstechnik sowie pädagogische Software und pädagogische digitale Inhalte – sollte stets das Ziel sein.

Deutschland ist das Land der Pilotprojekte – ja das Land der Dichter und Denker! Es gibt vielerorts viele gute Ideen, Ansätze und erste Entwicklungen. Doch nur, wenn bundesweit alle an einem Strang ziehen und dahingehend ein Umdenken stattfindet, kann die Vision digitaler Bildung und ein System des lebenslangen Lernens der Standard unserer Schulen werden. Lassen Sie uns voneinander lernen und gemeinsam die Zukunft des digitalen Lernens und Lehrens gestalten.