Uns weiterdenkenGedanken sind mächtig. Warum Kinder und Erwachsene im Umgang damit geschult werden sollten
Die Macht unserer Gedanken wird in unserer Gesellschaft immer noch viel zu wenig beachtet. Kaum jemand wird im Umgang damit geschult. Tatsächlich haben unsere Gedanken jedoch einen großen Einfluss auf unsere Gefühle, unser Handeln und unser gesamtes Wohlbefinden. Sie beeinflussen, wie wir uns selbst und die Menschen um uns herum wahrnehmen, wie wir Situationen bewerten und darauf reagieren. Geprägt werden unsere Gedanken dabei von unseren persönlichen Erfahrungen, die unser Gehirn speichert und daraus unsere sogenannten „inneren mentalen Modelle“ macht. Wenn wir uns nicht selbst reflektieren, so bleiben wir leicht in automatisch eingespeicherten Gedanken- und Verhaltensmustern feststecken. Bei Menschen, die tagtäglich mit Kindern zu tun haben ist es besonders wichtig, über sich selbst und die eigenen “inneren Gedankenmodelle“ nachzudenken, also zu reflektieren. Denn unsere Gedanken werden in unseren Taten sowie in unserer Kommunikation mit anderen sichtbar und werden so auch vom Gehirn der Kinder, mit denen wir tagtäglich zu tun haben, „gefilmt“ und gespeichert. So geben wir unsere inneren Glaubenssätze und Einstellungen weiter. Nicht immer sind dies jedoch (psychisch) gesunde mentale Modelle!
Besonders in Zeiten, in denen wir stressigen Situationen ausgesetzt sind, werden unsere Gedanken auf die Probe gestellt. Doch wie können wir gesund mit solchen Herausforderungen und Krisen umgehen? Und wie können wir unsere Kinder im Umgang mit ihren Gedanken und Gefühlen unterstützen, um sie für ihre Zukunft zu stärken?
Zur aktuellen Situation
Die pandemischen Auswirkungen der Ausbreitung des SARS-CoV-2-Virus führte im Jahr 2020 zu politischen Entscheidungen, die besonders starke Auswirkungen auf den Betreuungs- und Bildungssektor hatten. Laut einer Studie der DJI erhöhte sich die Belastung der pädagogischen Fach- und Lehrkräfte zu der Zeit der Notbetreuung besonders im Bezug auf die häufig kurzfristige Umsetzung der ministeriellen Vorgaben (Kalicki, 2020; Krisper et al., 2020). Zudem fallen viele Kinder aufgrund der Belastungssituation vermehrt mit herausforderndem Verhalten in den Einrichtungen auf. Die Auswirkungen auf unser Stresssystem und der Anstieg von Ängsten durch die Pandemie waren (und ist) auf allen Ebenen zu spüren.
Was macht Stress mit unserem Gehirn, Körper und unseren Gedanken? Alle Situationen, die mit „Druck“ oder „Anspannung“
Was macht Stress mit unserem Gehirn, Körper und unseren Gedanken? Alle Situationen, die mit „Druck“ oder „Anspannung“ verbunden sind, führen zu einem Stresserleben im Körper. Wenn wir nicht genug auf uns selbst achten und unter Dauerstress stehen, dann kann das gerade im Umgang mit Kindern weitreichende Folgen haben. Die Gedanken gestresster Menschen kreisen zumeist um das stressverursachende Thema und um das eigene Wohlbefinden. Sie sind seltener fröhlich, locker und entspannt und haben weniger Zeit und Nerven für Kinder und Kolleginnen und Kollegen. Dies kann rasch zu negativer Stimmung im Team führen und besonders gestressten Führungskräften fällt es immer schwerer Anerkennung und Wertschätzung auszudrücken. Das Gehirn läuft im „Dauer-Notfall-Modus“ und dies kann an körperlichen und psychischen Reserven zehren.
Der wichtigste Bereich in unserem Gehirn, um unsere eigenen Gedanken, Gefühle und unser Verhalten zu lenken, ist das sogenannte „Helden-Hirn“ (Präfrontaler Cortex). Dieses ist zuständig für Emotionsregulation, Selbstreflexion und Selbstregulation sowie für Konzentration, um bewusste Entscheidungen zu treffen und vieles mehr. Unser Ziel sollte sein, unser „Helden-Hirn“ so oft wie möglich, „Chef im Kopf“ werden zu lassen, um so dem „automatisierten Notfall-Modus“ unseres Gehirns aktiv entgegenzuwirken. Dies gelingt uns, indem wir achtsam und bewusst eigene Gedanken und Gefühle wahrnehmen.
Was können Sie für Ihr Denken tun?
Der wichtigste Bereich in unserem Gehirn, um unsere eigenen Gedanken, Gefühle und unser Verhalten zu lenken, ist das sogenannte „Helden-Hirn“ (Präfrontaler Cortex). Dieses ist zuständig für Emotionsregulation, Selbstreflexion und Selbstregulation sowie für Konzentration, um bewusste Entscheidungen zu treffen und vieles mehr. Unser Ziel sollte sein, unser „Helden-Hirn“ so oft wie möglich, „Chef im Kopf“ werden zu lassen, um so dem „automatisierten Notfall-Modus“ unseres Gehirns aktiv entgegenzuwirken. Dies gelingt uns, indem wir achtsam und bewusst eigene Gedanken und Gefühle wahrnehmen.
Mit Wachstumsdenken zu mehr Selbstfürsorge
Eine Möglichkeit unsere Gedanken leichter zu lenken ist ihnen Begriffe zu geben. Dabei helfen uns die Studienergebnisse der Psychologieprofessorin Carol Dweck. Sie beschrieb zwei Arten von Denkweisen („Mindsets“): Das starre Denken („Fixed Mindset“) und das Wachstumsdenken („Growth Mindset“). Während Menschen mit starrem Denken eher daran glauben, dass Talente angeboren, Fehler etwas schlechtes und Fähigkeiten nur schwer veränderbar sind, glauben Menschen mit Wachstumsdenken, dass sie sich durch Übung und Fleiß verbessern und weiterentwickeln können (Cain & Dweck, 1995). Tatsächlich können wir uns, dank unseres Gehirns und dessen Eigenschaft neue Neuronen-Verbindungen aufzubauen (sog. Neuroplastizität), ständig weiterverbessern und weiterentwickeln!
„Es gibt keine schlechten Tage, nur Tage mit Lernpotential“
Wenn wir also merken, dass wir starre bremsende Gedanken denken (z.B. „Ich bin unfähig, ich schaffe das nicht, ich gebe auf.“), so können wir erkennen, dass wir in eine „Starre-Denker-Falle“ getappt sind und können uns aktiv bemühen, wieder Wachstumsdenker-Gedanken zu finden und zu wählen (z.B. „Aus Fehlern lerne ich, ich gehe Schritt für Schritt, bis ich mein Ziel erreiche, ich entwickle mich immer weiter.“). Achten Sie darum ganz bewusst auf Dinge, die Sie an sich selbst mögen und auf positive Dinge, die Ihre Kolleginnen und Kollegen, Partnerinnen und Partnern oder Kinder heute sagen oder tun. Achten Sie dabei auch auf Dinge, die wie Kleinigkeiten wirken. Den Blick auf das Positive zu lenken, ist besonders dann wichtig, wenn wir in einer „negativ-Spirale“ festhängen. Das mag eine negativ-Spirale über uns selbst sein, aber auch eine Negativ-Spirale über ein Kind („Immer ist er/sie so....“) Extra-Tipp gegen negative Selbstgespräche: Hängen Sie ein Foto von sich selbst als Kind an den Kühlschrank und fragen Sie sich: Würden Sie so mit diesem Kind sprechen, wie Sie gerade mit sich selbst sprechen?
Fehler machen gehört zum Leben dazu!
Wir alle entwickeln uns ständig weiter! Menschen mit einer starren Denkweise sehen Fehler als nicht-lösbar oder unüberwindbar. Sie haben Angst davor Fehler zu machen und ausgelacht zu werden oder vor anderen dumm dazustehen. Aber jeder Mensch macht Fehler, niemand ist perfekt! Aus Fehlern lernen wir, was man in einer ähnlichen Situation das nächste Mal besser oder anders machen kann! Wachstumsdenker wissen: FEHLER sind HELFER, denn unser Gehirn lernt aus jedem Fehler und so entwickeln wir uns weiter!
Denken Sie lösungsorientiert statt problemfokussiert und versuchen Sie mit Struktur und Selbstorganisation Anforderungen aktiv zu begegnen. Wer sich und seine Aufgaben gut selbst und ohne die Hilfe von außen organisieren kann, der vermeidet Stress und dessen Arbeitszufriedenheit, Motivation und Effizienz steigen. Fragen Sie sich z.B.: Was ist heute zu erledigen? Was mache ich heute zuerst? Was kann ich bereits vorbereiten, um Folgestress zu vermeiden? Setzen Sie sich Ziele, indem Sie sich fragen, was Sie erreichen möchten und legen Sie die einzelnen Prioritäten fest. Achtung vor vorschneller Zusage von zusätzlichen Aufgaben, Terminen oder Verabredungen – Nehmen Sie sich hier eine Bedenk-Pause und überlegen Sie, ob Sie die Zeit oder Kraft dafür haben. NEIN sagen ist Selbstfürsorge!
Wie uns die Arbeit an uns selbst auch beruflich weiter bringt
Die Art und Weise, wie wir mit uns selbst reden und wie wir mit uns umgehen, hat einen großen Einfluss auf unsere Gedanken, Gefühle und schlussendlich auch auf unser Verhalten. Und dies wiederum hat Auswirkungen auf die Kinder und Menschen in unserem Umfeld, denn wir alle stehen in einem systemischen Austausch miteinander.
Aufgrund der Gehirnentwicklung reagieren besonders jüngere Kinder häufig noch nicht aus ihrem Helden-Hirn. Damit sich ihr Stresssystem gesund entwickeln kann, benötigen sie Sicherheit, Stabilität, Geborgenheit, eine gute Bindung und empathische Begleitung, um einen gesunden Umgang mit eigenen Gefühlen und Gedanken zu lernen und um so die Verbindung zu ihrem Helden-Hirn auszubauen. Ältere Kinder benötigen verbale Unterstützung durch Fragen und Zeit, um selbstständig Probleme lösen zu lernen. Wissen über die kindliche Gehirnentwicklung kann uns helfen, „gehirn-gerecht“ auf Kinder mit herausforderndem Verhalten einzugehen und ihr Verhalten nicht persönlich zu nehmen.
Wenn wir entspannt und achtsam bleiben, wenn wir also selbst aus unserem Helden-Hirn handeln und uns auf eine wachstumsorientierte Lebenseinstellung konzentrieren, gelingt es uns leichter, Kinder mit herausforderndem Verhalten als Kinder zu sehen, die eine benötigte Fähigkeit noch nicht besitzen oder (gerade) keinen Zugang dazu haben. Auch können wir so leichter unser eigenes Helden-Hirn aktivieren, wenn wir uns selbst wertschätzend und liebevoll behandeln, uns gut zureden und auf eigene
Bedürfnisse achten. Den Fokus auf schöne Erlebnisse zu setzen und Wachstumsdenken statt starres Denken zu wählen sind hierfür wichtige Grundvoraussetzungen! Bedenken Sie, dass Sie mit einem achtsamen Umgang mit eigenen Gedanken und Gefühlen nicht nur für mehr Selbstfürsorge für sich selbst sorgen (und damit selbst mehr Energie haben), sondern dass Sie dadurch auch gleichzeitig ein wichtiges Vorbild für die Kinder sind, die Sie im Alltag anleiten!
Mögliches Ende?
Wenn Sie mehr wissen möchten über „gehirnbasierte Kommunikation mit Kindern“ und wie Sie Kinder im Umgang mit eigenen Gefühlen und Gedanken stärken können, schauen Sie gerne auf www.superheldenkids.de vorbei. Im Blog erwarten Sie spannende wissenschaftlich basierte Artikel mit hilfreichen Tipps für den Alltag und unsere Materialien stärken Kinder, Eltern und Fachpersonal.
Dr. Kathrin MikanKinder- und Neuropsychologin und Gründerin von SUPERHELDENKIDS.
SUPERHELDENKIDS bietet neurowissenschaftlich basierte Materialien, Programme und Kurse für Kinder, Eltern und Fachpersonal an, um Kinder ganzheitlich im Umgang mit eigenen Gefühlen und Gedanken zu stärken. Mit ihrer Fortbildung „Gehirnbasierte Kommunikation mit Kindern“ stärkt sie Fachpersonal im gehirngerechten Umgang mit herausforderndem Verhalten von Kindern. Das GEFÜHLEHELDEN-Set bietet eine wichtige Grundlage für einen „sicheren Ort“ im Gruppenraum zum Erlernen eigener Emotionsregulation und das HELDENFORSCHER-Programm bietet gehirnbasierte Strategien für Persönlichkeitsentfaltung und mentale Gesundheit in der Grundschule. Kontakt: info@superheldenkids.de www.superheldenkids.de